Was ist der Sinn des Lebens?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesemöwe Avatar

Von

Der Ausgangspunkt der Geschichte, die die Ich-Erzählerin Che zu erzählen beginnt, ist kein schöner ist, da ihre Mutter stirbt und sie plötzlich ganz alleine ist und ihr dies plötzlich mit brachialer Härte bewusst wird. Und doch wird trotz des traurigen Einstiegs schon ganz schnell deutlich, dass die Ich-Erzählerin kurzweilig und mit einer gehörigen Portion Witz und Selbstironie erzählt:"Und was mich betrifft, ich heiße Che. Ich weiß. Das ist absolut lächerlich, und dabei ist es nicht mal ein Spitzname. Ich bekam ihn zu Ehren des kubanischen Revolutionärs Che Guevara am Tag nach seiner Hinrichtung durch ein bolivianisches Erschießungskommando. Meine Mutter behauptete immer, der Schock über seine Ermordung habe bei ihr die Wehen ausgelöst, aber das ist auch nur wieder ein Teil ihrer komplizierten persönlichen Mythologie." (Seite 9).
Die Ich-Erzählerin bekommt von ihrer Mutter nach deren Tod den Auftrag, sie in Canterbury zu begraben, d.h. ihre Asche dort zu verstreuen. Da Che ihr noch zu Lebzeiten versprochen hat, diese Pilgertour mit ihr nachzuholen, ist sie nun in der Pflicht, dies auch einzuhalten, selbst wenn ihr nicht wirklich der Sinn danach steht, dies zu tun. Doch als dann ihr Lebensgefährte völlig unvorhergesehen per Brief mit ihr Schluss macht, kommt sie zu dem Entschluss, doch nach Canterbury zu pilgern. Und so bricht sie auf und fliegt nach Heathrow, um in London die gebuchte Pilgerreise anzutreten. Mit im Gepäck sind ihre eigenen Gedanken "Was ist der Sinn des Lebens?" (Seite 28) und "Wenn ich meinen letzten Schluck genommen habe, wird eine Geschichte ihren Anfang nehmen" (Seite 37).
In der Leseprobe erfährt man noch nichts über ihr Zusammentreffen mit der Pilgergruppe, sodass Spannung aufrecht erhalten bleibt. Wie wird Che ihre Pilgergruppe wahrnehmen und erleben? Bleibt sie so abgeklärt und ironisch oder bricht irgendwann ihre Fassade?
Der Titel "Die Canterbury Schwestern" lässt durchaus die Interpretation zu, dass die Frauen sich näher kommen werden und sie Verbindendes zwischen sich entdecken. Dazu das Titelbild einer Landschaft in den klaren Farben gelb, grün und blau- in Nuancen schichtweise aufgebaut- eine interessante Idee. Vielleicht werden die Hauptfiguren Schicht für Schicht ihr äußeres Ich ablegen und zu den Tiefen ihres wahren Ichs gelangen- so wie man sich das bei Pilgerreisen vorstellt.
Auf jeden Fall laden Titelbild, Titel und Leseprobe sehr zum Weiterlesen ein!
.