Spannend und bedrückend

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holzfrieden Avatar

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Die Cellistin ist ein typischer Gabriel Allon Thriller von Daniel Silva. Obwohl eigentlich alle Thriller dieser Reihe gleich aufgebaut sind, macht es immer wieder Freude, Silvas Bücher zu lesen. Gabriel Allon ist einem mittlerweile sehr vertraut, denn er zieht sich durch sämtliche Bände der Reihe. Darum ist es unerlässlich, wirklich alle gelesen zu haben, um das komplexe Leben und die komplexe Figur Allons sowie die Strukturen der diversen Geheimdienste nachvollziehen zu können. Nur so kann es auch gelingen, die Figuren wirklich zu verstehen und Empathie für sie zu entwickeln. Es ist schon verblüffend, dass Silva in der heutigen Zeit damit durchkommt, seinen Meisteragenten Gabriel Allon in strahlender Schönheit alten zu lassen und immer wieder ausgesprochen attraktive Frauen in der Rolle der Agentinnen oder unterstützenden Mitarbeiterinnen zu kreieren. Man kommt sich manchmal vor wie in den James Bond Filmen. Eigentlich mittlerweile aus der Zeit gefallen, aber dennoch immer wieder packend.
Die Cellisten spielt in den 2020er Jahren, der Zeit von Corona. Wie andere Autoren auch baut Silva die Coronamaßnahmen in seine Handlung ein. Das ist manchmal zu viel des Guten, vielleicht auch, weil die Pandemie noch so nah an uns allen dran ist. In diesem aktuellen, auch politisch und wirtschaftlich hoch aktuellen Thriller, zeigt er uns, bis wohin der Arm der mächtigen russischen Oligarchen und somit auch Putins reicht. Namen werden geändert, aber man weiß sofort, wer gemeint sein könnte. Angesichts des Ukrainekrieges erschüttert einen die Weitsicht Silvas doch an der ein oder anderen Stelle. Die Handlung gipfelt in der versuchten Einflussnahme auf die Wahl des amerikanischen Präsidenten 2020 und in der Einflussnahme russische Oligarchen auf die Wirtschaft der westlichen Welt, um diese zu untergraben und ein russisches Imperium zu errichten. Das scheint zu der Zeit, als dieses Buch geschrieben wurde, fast noch ein wenig surreal, zumindest für den normalen Bürger. Man sieht wieder einmal, wie schnell das aktuelle Zeitgeschehen fiktive Annahmen einholen kann.