Alles im Leben hat seine Zeit

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kimvi Avatar

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Hals über Kopf und gegen den Willen ihrer Eltern, hat die reiche Fabrikantentochter Isabelle den attraktiven Radrennfahrer Leon Feininger geheiratet. Die Realität holt sie allerdings schneller als gedacht ein, denn Leons Elternhaus in der Pfalz ist nicht das Weingut, das Isabelle sich bei Leons schwärmerischen Beschreibungen vorgestellt hat, sondern ein Bauernhof. Auf engstem Raum leben die beiden dort mit Leons Eltern zusammen. Da Isabelle nicht auf dieses einfache Leben vorbereitet wurde, fällt ihr die Eingewöhnung schwer. Als Leon unerwartet ein Weingut in der Champagne erbt, scheint sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Voller Tatendrang machen sich die jungen Eheleute auf den Weg, um ihr Erbe anzutreten. Isabelle erliegt sofort dem Zauber der Weinberge und träumt von eigenen Champagnerkreationen. Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt, denn das Gut wirkt vernachlässigt und einiges scheint im Argen zu liegen. Isabelle krempelt die Ärmel hoch und setzt alles daran ihren Traum vom eigenen Champagner zu verwirklichen. Doch da schlägt das Schicksal grausam zu.... **Meine Meinung "Die Champagnerkönigin" ist der zweite Band der Jahrhundertwind-Trilogie von Petra Durst-Benning. Im ersten Band hat man die drei Freundinnen Josefine, Isabelle und Clara kennengelernt, wobei dort Josefines Schicksal im Mittelpunkt stand. In diesem Teil der Trilogie steht Isabelle im Zentrum der Handlung. Da die Erzählungen in sich abgeschlossen sind, kann man den zweiten Band durchaus lesen, wenn man den ersten nicht kennt. Da es einige Rückblicke auf die vergangenen Ereignisse gibt, kann man der aktuellen Handlung auch ohne Vorkenntnisse mühelos folgen. Clara und Josefine spielen in diesem Mittelteil der Trilogie auch eine Rolle, allerdings sind die beiden eher Randfiguren. Es gelingt der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist einzufangen und zu vermitteln. Man ist sich beim Lesen stets bewusst, zu welchem Zeitpunkt die Handlung angesiedelt ist. Die weiblichen Protagonisten schweben in einem Aufbruchzustand, in dem sich neue Möglichkeiten und Freiheiten ergeben. Doch leider stehen diesem neuen Denken nicht alle Männer offen gegenüber. Die Protagonisten wirken glaubhaft und lebendig. Man kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern. Die Handlungsorte beschreibt die Autorin genauso authentisch wie die Akteure. Man kann die besondere Atmosphäre auf dem Weingut wahrnehmen, die prallen Trauben förmlich in der Hand spüren und hat die Gerüche der Champagner-Herstellung regelrecht in der Nase. Dass die Autorin die Hintergründe rund um die Weinlese und die Traubenverarbeitung sehr gut recherchiert hat, merkt man den eingestreuten Informationen an. Dadurch kann man sich die jeweiligen Prozesse vorstellen. Außerdem bekommt man einen Eindruck von den Widrigkeiten, mit denen die Winzer zu kämpfen hatten. Ganz nebenbei kann man also noch einiges lernen. Dieses Wissen ist so gut in der Handlung verpackt, dass man es interessiert aufnimmt. In Isabelles Geschichte geht es natürlich nicht nur um den Champagner und seine Herstellung. Denn das Schicksal hält einige Schläge für die reiche Fabrikantentochter bereit. Dadurch lässt sich die Handlung schnell und flüssig lesen, denn man ist stets am weiteren Verlauf des Geschehens interessiert. Obwohl Isabelles Geschichte durchgehend interessant ist, und durch die lebendigen Beschreibungen der Autorin ein stimmiges Bild ergibt, kann man leider nicht abstreiten, dass die Handlung ziemlich vorhersehbar ist. Denn leider werden dabei einige Klischees bedient, deren Ausgang man bereits früh erahnen kann. Obwohl ich nun wirklich kein Freund von allzu romantischen Geschichten und klischeehaften Begebenheiten bin, habe ich das Buch dennoch in vollen Zügen genossen. Da nicht nur Isabelles Schicksal, sondern auch die damalige Aufbrauchstimmung und die Champagner-Herstellung, einigen Raum einnimmt, habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Ich konnte mühelos in die damalige Zeit eintauchen und dabei alles um mich herum vergessen. Deshalb vergebe ich begeisterte vier Bewertungssterne und freue mich bereits jetzt auf den letzten Teil der Trilogie, in dem dann Clara im Mittelpunkt stehen wird.**