Wieder ein interessantes Kapitel aus der Geschichte der Charité

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rea1887 Avatar

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Dies ist wieder einmal ein toller Roman über die Geschichte der Charité und allgemein der Entwicklung der Medizin. Er ist unabhängig von Band 1 zu lesen, sodass der Einstieg überhaupt nicht schwer fiel, auch wenn der 1. Band schon vor einer Weile erschienen ist.
Hier begleiten wir die Medizinerin Rahel Hirsch, die als erste Ärztin in der Charité arbeitet. Zuerst ist sie nur Assistentin ohne Bezahlung, die nicht von allen Ärzten anerkannt wird. Im Laufe des Romans wandelt sich dies allerdings, da nun auch der 1. Weltkrieg beginnt und viele Ärzte zum Dienst in den Kriegsgebieten abgezogen werden.
Außerdem wird die Geschichte von Barbara Schubert erzählt, die bei ihrer Tante in Berlin wohnt und auf der Suche nach Arbeit ist. Diese findet sie in der Wäscherei des Krankenhauses. Als die beiden Frauen sich begegnen, entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, die sich als roter Faden durch das ganze Buch zieht.
Wir nehmen hier teil an der Entwicklung der Medizin. Die angestellten Ärzte forschen nach ihrer Arbeit im Krankenhaus an der Früherkennung von Krankheiten und deren Therapie. Dies ist heute kaum noch vorstellbar, da die Ärzte dadurch kaum Zeit hatten, sich auszuruhen. Aber so wurde zum Beispiel das Bakterium entdeckt, welches die Syphilis auslöst und das Serum dagegen, wie im Buch beschrieben.
Barbara Schubert indes gibt sich vollends dem Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen hin. Dieses Thema nimmt einen weiteren großen Stellenwert in dem Roman ein.
Der letzte Teil des Buches widmet sich dem Verlauf des 1. Weltkrieges. Hier werden auch historische Details des Kriegsverlaufes beschrieben. Angelehnt an die Romanfiguren wird das Elend des Krieges in allen Facetten greifbar. Wie euphorisch die Männer zuerst waren, für ihr Vaterland zu kämpfen und dann auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden.
Ich habe den 1. Teil der Reihe schon geliebt und auch diesen verschlungen. Allerdings ist er für mich nicht so stark wie der 1. Teil. In diesem Teil werden sehr viele Zeitsprünge gemacht, um die ganze Zeit des Krieges zu behandeln. Dafür ist dann der Lesefluss für mich etwas auf der Strecke geblieben. Die Medizin ist etwas in den Hintergrund getreten, mir haben dann etwas die einzelnen Patientenschicksale gefehlt. Trotzdem war das Buch wieder sehr interessant mit der Entwicklung der Medizin zur damaligen Zeit. Auch wie im 1. Teil tauchen hier viele bekannte Persönlichkeiten aus der Medizin sowie aus der Politik und sogar dem Film auf. Auch die Ärztin Rahel Hirsch hat es wirklich gegeben!
Ein gut recherchierter Roman, den ich gern gelesen habe und mich auf einen 3. Teil hoffen lässt.