Die Charité 1880

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kuddel Avatar

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In Berlin geht 1831 die Angst vor der Cholera um, schließlich erreicht die Krankheit die Stadt und die Ärzte der Charité arbeiten fieberhaft daran, diese wieder einzudämmen. Über die Krankheitsursache und die Heilmittel ist noch nichts bekannt, die Vermutungen der Mediziner hierzu gehen weit auseinander.
Reale Persönlichkeiten der Zeit und die medizinischen Entwicklungen werden mit fiktionalen Personen und Geschehen geschickt miteinander verknüpft. So erfährt man einiges über die Medizin der Zeit, aber auch ein sozialhistorisches Zeitgemälde. Die Gesellschaft mit ihren festgelegten Rollen wird gut dargestellt.
Der Roman rankt sich um drei unterschiedliche Frauen: die wohlhabende Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, verliebt sich in den verheirateten Prof. Dieffenbach. Die Hebamme Martha, die ihrem Sohn eine bessere Zukunft bieten möchte, nimmt eine Stellung im Totenhaus der Charité an und verändert ihr Tätigkeitsfeld. Elisabeth, die empathische junge Pflegerin, wechselt von den Wärterinnen zu den Diakonissen, weil sie ein Zugehörigkeitsgefühl braucht und verliebt sich dann in einen Arzt. Diese Frauen unterscheiden sich sehr in ihrer gesellschaftlichen Stellung, gemeinsam ist ihnen das Interesse an der Medizin und ihr jeweiliger ungeliebter Platz in der Gesellschaft, den sie akzeptieren müssen, ein Ausbruch ist nicht möglich. Bei allen Dreien handelt es sich um sehr starke Persönlichkeiten, die sich letztlich durchzusetzen wissen, hierfür werden manche Opfer gebracht. Über die vorgestellten Ärzte werden zusätzlich zu den menschlichen Wirrungen medizinische Fakten vorgestellt. So erfährt man vieles aus der Zeit, der Roman wirkt sehr gut recherchiert.
Das Hörbuch ist wunderbar von Beate Rysopp eingelesen, die Stimmungen und Situationen werden dem Hörer gut nahegebracht. Durch die vielen Unterteilungen in kürzere Kapitel konnte man gut folgen, hatte Abwechslung und auch die eine oder andere Unterbrechung war gut möglich. Es wurde jeweils aus unterschiedlicher Sicht der Protagonisten erzählt, was das Stück lebhaft wirken ließ. Obwohl diverse Personen (Pflegerinnen, Ärzte, Patienten) mit ihren Schicksalen vorgestellt wurden konnte man den Überblick gut behalten. Einen Kritikpunkt habee ich wegen der schwarz-weiß Zeichnung der drei Hauptpersonen, diese haben mir manchmal zu sehr moralisierend gewirkt, der guten Unterhaltung hat dies aber nicht geschadet, es schien mir nur in der Masse manchmal unglaubwürdig. Insgesamt ein sehr hörenswertes Buch