Dickens in Seattle

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marapaya Avatar

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Eine Oliver Twist Erzählung im 20. Jahrhundert. Amerika ist gebeutelt von der schweren Weltwirtschaftskrise, die dem 2. Weltkrieg voraus ging. Familien können ihre Kinder nicht mehr ernähren und so sind die Waisenhäuser voll von traurigen Jungen und Mädchen, die darauf hoffen, irgendwann wieder von Mutter oder Vater abgeholt zu werden. William ist einer von ihnen und hat nach fünf Jahren im Sacred Hearts kaum noch Hoffnung seine Mutter je wieder zu sehen, zumal es ungewiss ist, ob sie überhaupt noch am Leben ist. Auf dem jährlich einmaligen Ausflug ins Kino sieht er plötzlich eine Frau vor sich auf der großen Leinwand, die ihr unglaublich ähnlich sieht. Für William ist klar, diese Sängerin muss er finden.
Einem schwierigem Thema hat sich der Autor angenommen. Seine kindliche Figur ist ein verwaister Halb-Asiate, der in einer Zeit und einem Land lebt, dem wir Europäer mit unserem eigenen traumatisierten Bewusstsein zweier Weltkriege und ihrer Folgen wenig fundiertes Wissen entgegen zu setzen haben. Jamie Fords Ansatz ist interessant wie anstrengend, sein Erzählton klingt der historischen Zeit angemessen, seine Wortbilder wirken authentisch. Die vollständige Lektüre wird klären können, ob der Oliver Twist Vergleich angemessen erscheint.