Gesellschaftsstudie mit sympathischen Protagonisten

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buchina Avatar

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William ist zwölf und lebt in einem Waisenhaus in den 30ern in Seattle. Seinen Vater hat er nie gekannt. Seine letzte Erinnerung an seine Mutter ist, dass sie blutend in der Wanne lag und dann aus dem Haus getragen wird. Ihm wird gesagt, dass seine Mutter gestorben ist. William will das nicht glauben, erst recht nicht als er die Werbung für eine bekannte Sängerin und Schauspielerin sieht, die seiner Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht. Er muss sie treffen.

William ist ein sehr sympathischer Charakter. Ein Junge der schon viel erlebt hat und der oft ein Außenseiter ist, besonders wegen seiner chinesischen Herkunft. Er hat nur 2 Freunde im Waisenhaus. Selbst Außenseiter, ein blindes Mädchen und ein Junge indianischer Herkunft. Seine Einsamkeit und seine Sehnsucht zur Mutter sind immer spürbar und für mich als Mutter zum Teil sehr hart zu lesen. Er ist sehr weit für sein Alter, sehr vernünftig und realitätsnah, sein bisheriges Leben hat ihn geprägt. Gleichzeitig wird er wieder ein kleines Kind, wenn es um seine Mutter geht, er will einfach nur geliebt und beschützt werden.

Als er seine Mutter findet, wechselt die Handlungs- und Zeitebene und man erfährt über das Leben seiner Mutter und wie es schließlich zur Trennung kam. Dieser Rückblick gibt einen sehr guten Einblick in das Leben der chinesisch stämmigen Amerikaner in den 20ern in Amerika. Dass sie mit solchen Vorurteilen und offenem Rassismus zu kämpfen hatten, wusste ich bis dahin nicht. Für mich war es oft sehr schwer Liu Song, Williams Mutter, zu verstehen und ihre Handlungsweisen nachzuvollziehen. Das mag vor allem an völlig verschiedenen Hintergrund liegen.

William und Liu Song sind mir dennoch zwei sehr sympathische Charaktere, die mir sehr nah gegangen sind und die ich nicht so leicht vergessen werde. Der Roman hat mich ergriffen, teilweise gab es ein paar Längen, die meist schnell überwunden waren. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Jamie Ford ist ein großer Erzähler, bei dem es Spass macht zuzuhören.