Liebe und Verzweiflung

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Will wächst im Waisenhaus auf im Glauben, dass seine Mutter gestorben ist, aber dann entdeckt er das Foto der Schauspielerin Willow. Bei einem Treffen schildert diese ihm ihre gemeinsame Vergangenheit und die Gründe dafür, dass sie ihn in das Waisenhaus gegeben hat.

Zum Cover:
Genau wie auf dem Titelbild lässt Willow die Leute nicht in ihren Kopf gucken, sondern spielt eine Rolle. Das ist die einzige Möglichkeit, als chinesisch-stämmige Amerikanerin, unverheiratet mit Kind, in Zeiten der Weltwirtschaftskrise zu überleben.

Mein Eindruck:
Eindringlich, einfühlsam und bildhaft beschreibt Jamie Ford die Lebens- und Leidensumstände von William und dessen Mutter Willow. Dabei bewegt er sich zwischen 1921 und 1934, tut dieses aber nicht kontinuierlich, sondern lässt den Rahmen um 1934 spielen, um dann die Erinnerungen Willows Stück für Stück einzuflechten. 1921 lebt Willow, die noch Liu Song heißt, mit ihrer kranken Mutter und dem ungeliebten Stiefvater zusammen und der Lesende meint förmlich den Gestank von Krankheit, Verzweiflung und Armut zu riechen. Die Widerwärtigkeit des Stiefvaters und dessen Hauptfrau und das Gefühl der Ohnmacht darüber gehen durch Mark und Bein.
Gut eingefangen sind ebenfalls das Ausgeliefertsein Williams und der anderen Kinder im Waisenhaus und die widrigen Umstände, mit denen dort zu kämpfen ist. Mir persönlich war neu, dass ein Vater zu dieser Zeit höhere Ansprüche auf ein Kind erheben konnte als die Mutter und auch, dass Künstler so schlecht angesehen waren. Das macht die Geschichte nicht nur berührend, sondern zu einer lehrreichen Geschichtsstunde. Die wortgewaltige Sprache treibt einen zu großen Gefühlen und lässt Zornesfalten und Tränen im Gesicht eines zartbesaiteten Lesenden erscheinen.
Gut das Ende, welches viel Raum für Spekulationen über das weitere Leben von Mutter und Kind lässt, ohne zu unabgeschlossen zu wirken.

Fazit: Ein opulenter Bilderbogen

5 Sterne