Eine gemeinsame Reise durch den Weltraum

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In "die Crew" - Rückkehr zum 9. Planeten - macht man sich gemeinsam mit einem Lesepartner auf zu einer abenteuerreichen Reise durch den Weltraum. Man erhält zwei Bücher, welche die Geschichte jeweils aus Sicht der zwei Hauptcharaktere beschreiben, und liest sich dabei jeweils einen kurzen (oder auch längeren Abschnitt) vor. Diese sind mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet und in mehr oder weniger willkürlicher Reihenfolge angeordnet. Am Ende des Abschnitts erhält man dann einen Verweis, wo es weiter geht. Jeder der beiden Charaktere kann Entscheidungen treffen, die das weitere Spielgeschehen beeinflussen. So erlebt man Erfolge oder auch Rückschläge basierend auf dem Weg, den man eingeschlagen hat. Auch allein kann man das Abenteuer bestreiten.

Das Cover der Bücher ist sehr schön gestaltet und fügt sich, wenn man beide Bände zusammenlegt, zu einer großen Illustration zusammen. Ein schönes Detail, das auf die Spielerfahrung einstimmt.

Die Charaktere sind alle detailliert beschrieben. Sie alle sind ziemlich einzigartig gestaltet, sodass bereits die Charakterbeschreibungen am Anfang unterhaltsam zu lesen sind. Auch wenn ich sonst nicht viel Sic-Fi lese, würde ich sagen, dass sie dabei keine Abziehbilder der Genre-Klischees sind, sondern alle liebenswerte Besonderheiten mit sich bringen. Auch die Diversität kommt auf jeden Fall nicht zu kurz.

Nach dem Lesen der Charakterbeschreibungen und der kurzen Einführung zum Spielprinzip ging es dann los. Die erste zu treffende Entscheidung lies auch nicht lange auf sich warten. Sie fiel auch gar nicht so leicht, weshalb erst einmal eine rege Diskussion mit meiner Co-Leserin bei diesem Abenteuer entbrannte. Es machte sehr viel Spaß, sich die möglichen Folgen der Entscheidung zu überlegen und basierend darauf einen Weg einzuschlagen.

Insgesamt hätten es für mich noch ein paar mehr Entscheidungen sein können, aber da mit jeder Entscheidung die Geschichte deutlich komplexer wird, ist es verständlich, dass doch eher sparsam damit umgegangen wurde. Manchmal zog sich die Geschichte zwischen den Entscheidungen für mein Empfinden ein bisschen, besonders in den Zeiten, in denen die Crew (ohne zu viel verraten zu wollen) sich recht lange ohne neue Reiseziele durch das Weltall bewegt. Doch allein dadurch, dass immer eine gewisse Dynamik dabei ist (entweder lesen oder zuhören, schauen, wer als nächstes dran ist und natürlich auch abseits der Entscheidungen über die Ereignisse reden) war es auf jeden Fall nie langweilig.

Ziemlich viel Gutes also, doch es gibt auch einige Kritikpunkte. Diese beziehen sich fast alle auf die Feinheiten des Spielsystems. Da das (meines Wissens nach) das erste Buch dieser Art von Kosmos ist, muss hieran möglicherweise noch etwas gefeilt werden. So kamen wir am Anfang etwas durcheinander, weil aus der Beschreibung nicht wirklich klar hervorging, das man sich nicht immer abwechselnd vorliest, sondern eine Person auch mehrmals hintereinander dran sein kann. Zumindest ging es uns so.

Außerdem sollte es graue Abschnitte geben, die bei beiden Lesern gleich sind, nur eben aus der Perspektive des anderen Charakters geschrieben. Doch oft war das nicht so. Der Text unterschied sich immerhin so stark, dass man das Bedürfnis hatte, doch noch einmal die andere Perspektive vorzulesen, damit einem keine Information entgeht. Auf der anderen Seite gab es "normale" Text, die sich dann aber doch so ähnlich waren, dass man sie eigentlich nicht hätte zweimal lesen müssen. Das nimmt das Tempo aus der Geschichte, und gerade am Anfang der Reise kam es sehr viel auf.

Ein letzter Kritikpunkt ist auch noch die Auswirkung, die die Entscheidung auf das weitere Spielgeschehen hat. Es gibt im Grunde genommen immer nur falsche und richtige Entscheidungen, wobei falsche nach relativ kurzer Zeit ins Leere laufen. Es gibt also keine zwei oder drei Handlungsstränge, denen man folgen kann, sondern es ergibt sich zwangsläufig das Ziel, die jeweils richtige Entscheidung zu treffen. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, aber gut zu wissen. Ich persönlich hätte es schöner gefunden, wenn einige Entscheidungen einen anderen Verlauf der Handlung eröffnet hätten, und nicht immer nur ein potenzielles Ende.

Zuletzt möchte ich noch lobend die umfangreiche Spielzeit hervorheben - man bekommt hier auf jeden Fall viele schöne, gemeinsame Stunden zu zweit oder auch allein, wenn man sich für ein Solo-Abenteuer entscheidet. Nach ca. 8 Spielstunden war bei uns noch immer kein Ende in Sicht (vielleicht lesen wir aber auch nur besonders langsam ;) )

Fazit: Wer nach einer Geschichte zum zusammen Erleben sucht, egal ob mit guten Freunden oder vielleicht auch als Familie, dem kann ich das Buch auf jeden Fall ans Herz legen. Ins Spielprinzip muss man sich erst einmal einfinden, aber wenn das geschafft ist, erlebt man eine durchaus spannende Reise durch den Weltraum. Bei den Feinheiten ist wie gesagt noch ein wenig Luft nach oben, aber ich kann mir vorstellen, dass zukünftige Bände mit dem gleichen Prinzip (sollte es sie geben) da noch einmal nachbessern. Ich würde mich auf jeden Fall über ein weiteres Abenteuer dieser Art freuen!