Art Mayer zum Zweiten. Besser denn je.

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Sophie ist auf der Jagd, als ihr ein Wildschwein samt Frischlingen beinah zum Verhängnis wird. In letzter Sekunde kann sie sich auf einen Baum retten, von dem sie sich erst sehr viel später herunter wagt. In der Dämmerung sieht sie dann etwas Bedrohliches, sie schießt, entdeckt kurz danach einen Baum, an dem eine Gestalt – halb Mensch, halb Tier – hervorzutreten scheint. Dieses an den Baum gefesselte Wesen trägt auf dem Kopf ein Geweih, ist von Wild angefressen, der Anblick kaum auszuhalten. Art Mayer wird an den Auffindeort gerufen, seine hochschwangere Kollegin Nele Tschaikowski ist ebenfalls unterwegs.

Charlotte Tempel ist die Tote vom Königswald, sie ist für den Hirschpreis, einen wichtigen Medienpreis, nominiert. Leo, ihre Tochter, scheint der Tod der Mutter nicht unbedingt nahe zu gehen, sie ist unberechenbar, ist rebellisch, sie gerät unter Verdacht. Art will dies nicht so recht glauben, er gräbt tiefer und wie es nun mal seine Art ist, bringen ihn seine Alleingänge in so mach brenzlige Situation. Als eine zweite Tote – ähnlich arrangiert und auch aus dem Kreis der Nominierten - gefunden wird, gehen sie von einem Serientäter aus und als dann auch noch ein Tonband auftaucht, ist Art ziemlich schnell klar, dass dessen Inhalt mit den Morden in irgendeinem Zusammenhang steht.

„Die Dämmerung“ beginnt mit der Auffindung der ersten Leiche. Danach geht es zwei Wochen zurück, Leo ist im Haus ihrer Mutter, sie springt in den Pool mit Glasboden, der Blick geht direkt darunter in Charlottes weitläufigen Wohnbereich. Leo lehnt nicht nur den Lebensstil ihrer Mutter ab, sie provoziert, ist bei den Klimaaktivisten aktiv dabei, sie begeht so manche Straftat. Dies alles spricht für sie als Täterin, zumal sie sich auch den Ermittlern gegenüber ziemlich auffällig verhält und dann ganz verschwindet.

Art und auch Nele, die nach der Geburt ihres Kindes weiter arbeiten will, dies jedoch ihrem Partner erst noch vermitteln muss, sind ganz in diese aufreibenden Ermittlungen involviert. Ermittlungen, die ihnen physisch und psychisch alles abverlangen. Zudem läuft ihnen die Zeit davon, der Serientäter kann jeden Moment wieder zuschlagen. Auch bei Art läuft privat nicht alles rund, er hat nicht nur mit seiner Vergangenheit zu kämpfen, auch die kleine Milla, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter bei ihrer dementen Oma lebt, macht ihm Sorgen.

Marc Raabe versteht es bestens, sofort Spannung aufzubauen und diese dann bis zum Schluss zu halten. Denn auch wenn man meint, der Fall sei gelöst, so ist das beileibe nicht so. Erst der Showdown rückt alles ins richtige Licht, das Warum ist ganz schön abgefahren. Und ja, auch das Cover passt perfekt zur Story, sowohl der Hirsch samt Geweih als auch das Grüne, denn im Wald wird Charlottes Leiche entdeckt. Ein Thriller vom Feinsten, ich kann ihn wärmsten empfehlen.