Gut, aber es könnte noch nostalgischer und britischer sein

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cellissima Avatar

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Auf diese Leseprobe habe ich sehnlichst gewartet - ich bin großer England-Fan und liebe historische Romane. Historische Romane mit Schauplatz England sind also genau mein Beuteschema! Schließlich entdecke ich auch gerne neue Autoren und interessiere mich generell für Geschichte.
Veronika Peters kenne ich noch nicht; Edith Sitwell bisher nur dem Namen nach.
Gerade in Kombination mit einem Landsitz, dem Königshaus, der Dichtkunst ... klang dieser Klappentext einfach traumhaft!
Auch das Cover gefiel mir auf Anhieb - schlicht und doch edel! Schöne Farben. Es lädt dazu ein, das Buch aufzuschlagen und loszulesen.
Gut finde ich, dass gleich zu Beginn und im Vorfeld der eigentlichen Geschichte geklärt wird, wer Edith Sitwell eigentlich war, wie ihr Leben verlief (diese Frage stellte sich mir nämlich nach der Lektüre des Klappentextes). Oft findet man diese Informationen allenfalls am Ende des Buches, was ich für völlig verfehlt halte. Hier wurde das vorbildlich gelöst - man findet das sofort, wird auf die Geschichte eingestimmt, bekommt ein erstes Bild von dieser Frau, malt sich vielleicht schon aus, was man von diesem Buch erwartet usw. Toll!
Ich finde diese Zeilen sehr gelungen. Man bekommt schon dadurch ein konturenscharfes Bild von Sitwell. Die Geschichte wird hoffentlich wie sie Ecken und Kanten haben. Aha, sie war sogar mit Marilyn Monroe befreundet! -Gleich wird das Bild noch präziser, bekommt man noch genauere Vorstellungen von dieser Frau.
Auch das darauf folgende, ebenfalls noch vor der Geschichte liegende, Zitat von ihr finde ich toll. Ich liebe Zitate! Und auch dieses Zitat ist klug gewählt, verrät so viel über diese Frau, die im Mittelpunk dieses Buches stehen wird!
Die Kapitelüberschriften mag ich ebenfalls; die sind höchst interessant, machen neugierig, sorgen ebenfalls dafür, dass man sofort loslesen will.
Die ersten Eindrücke zum Schreibstil: er ist okay. Er ist relativ schnörkellos, lässt sich gut lesen. Flüssig, ohne nennenswerte Anstrengung.
Für meinen Geschmack ist da noch Luft nach oben, könnte er anders, besser sein.
Er ist mir zu modern. Er könnte, ja müsste viel nostalgischer, atmosphärischer sein.
Und viel britischer. Ich spüre da kaum was erhofftes typisch Britisches; weder im Schreibstil noch in der Atmosphäre.
Nach ca. 12 Seiten blitzt dann zum ersten Mal ein klitzekleines Bisschen Humor hervor. Schon besser.
Der Aufbau gefällt mir - dass man erst die alte Edith kennen lernt, sieht, wie sie zuletzt war, wie auch ihre Vertrauten zu dieser warten ... und dass dann die Geschichte aufgerollt, von vorn erzählt wird.
Es ist wie ein Puzzle, und ein Teil nach dem anderen trägt zum Gesamtbild Edith´s bei. Und ab diesem zweiten Kapitel kommt dann auch das, was ich bisher vermisst hatte: britische Atmosphäre, Nostalgie. Das zeigt wieder einmal das Potenzial der Geschichte.
Ich bin bisher bei 4-4,5 Sternen, denke aber, dass es 5 werden könnten.
Cover, Klappentext und Leseprobe haben mir gefallen. Und da das Buch genau das verkörpert, was ich für mein Leben gerne lese, würde ich Die Dame hinter dem Vorhang sehr gerne vorablesen und rezensieren.