Jugendbuch mit wichtigen Themen im historischen Setting

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Jugendbuch mit spannenden und wichtigen Themen im historischen Setting, was leider durch die vielen Perspektiven noch etwas unausgereift wirkt

Das Buch hat ein wirklich schönes Cover, wodurch es einem direkt ins Auge fällt und auch der Klappentext macht sehr neugierig. Deshalb – und auch aufgrund der interessanten Thematik, dass die Protagonisten schwarz sind – war ich sehr neugierig und gespannt. Doch leider klappte ich das Buch etwas mit gemischten Gefühlen zu.

Der Schreibstil war sehr angenehm und ließ sich leicht und flüssig lesen. Auch waren die Stadt, Parks, Häuser und sonstigen Schauplätze wirklich anschaulich beschrieben, sodass ich mich gut in die Zeit und das Setting hineinversetzen konnte.

Auch die Charaktere mochte ich prinzipiell sehr gern. Die vier Protagonistinnen waren sehr verschieden, hatten ihre individuelle Geschichte und waren sehr liebenswert. Leider blieben sie für mich teilweise sehr klischeehaft (die perfekte Tochter, die rebellische kleine Schwester, das ambitionierte Dienstmädchen etc.) und haben so für mich wenig Tiefe erhalten, was an der Anzahl der Perspektiven gelegen haben mag.
Dadurch, dass man vier (teilweise) unabhängige Geschichten verfolgt und in jedem Kapitel die Perspektive wechselt, konnte sich für mich keine der Storylines wirklich so entwickeln, dass man diese Entwicklung versteht und authentisch findet. Es wirkte oftmals auf mich, als würden dann Sachen erzählt, nur damit man sie erfahren hat und als würden Gespräche so ablaufen, dass es zum Fortgang der Geschichte passt, aber nicht zum Verlauf des Gesprächs bisher. Immer wieder sagten Charaktere mit einem Mal Dinge, die für mich aus dem Nichts kamen und die ich deshalb nicht verstanden habe und die dann auch nicht weiterbearbeitet werden.
Das Buch wirkte auf mich allgemein so, als ob es mehr noch eine Ideensammlung ist, was in den einzelnen Kapiteln selbst und bis dahin passieren könnte und was für Gespräche stattfinden könnten. Diese Ideensammlung hätte dann noch so ausgeschrieben und verknüpft werden müssen, dass eine zusammenhängende, logische Geschichte entsteht, dich das war noch nicht geschehen.
So konnte keine der Storylines und keiner der Charaktere wirklich Tiefe bekommen und alles blieb eher an der Oberfläche, was für mich aber auch zur Kategorisierung als Jugendbuch passt. Die Geschichte war für mich recht vorhersehbar und die Charaktere verhielten sich dementsprechend.

Die Thematik der Schwarzen Protagonisten wurde dann allerdings wieder sehr schön aufgearbeitet und die Perspektive war mal sehr spannend und interessant.
Am Ende war aber auch das wieder nur eine von vielen Thematiken, welche am Ende zu viele waren, um diese wirklich tiefgründig bearbeiten zu können.

Das Ende war dann überraschend offen, sodass ich nicht weiß, ob der zweite Band auf dem ersten aufbaut und die Geschichte fortsetzt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, denn meiner Meinung nach hätte die Geschichte auch in einem Band erzählt werden können, wenn man die Storylines etwas kompakter ausgearbeitet hätte.

Fazit: Ich mochte die Geschichte(n) an sich sehr gern, doch hatte oft das Gefühl, dass das Buch nicht wirklich zusammenhängend war. Die Autorin wollte mit den vier Protagonistinnen etwas viel, sodass keine der Storylines wirklich auserzählt werden konnte und jede für sich mehr Potenzial gehabt hätte. Für mich ist dieses Buch eindeutig ein Jugendbuch, doch das muss nichts Schlechtes sein. Ich mochte die Charaktere gern, das Buch las sich angenehm und die einzelnen Storylines an sich hatten auch viel Potenzial.