Einbruch in eine Männerdomäne

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In „Die Dirigentin“ schreibt Maria Peters über das Leben von Antonia Brico.
Diese ist unter dem Namen Wilhelmina Wolters (Willy) als Adoptivkind in den Staaten in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, schon früh muss sie hart arbeiten und für ihre Ziele kämpfen, dabei entwickelt sie Kampfgeist und Zielstrebigkeit. Sie entdeckt ihre Liebe zur Musik und will unbedingt Dirigentin werden, etwas in den 20 er Jahren in der Weltanschauung der meisten Menschen schlichtweg nicht vorkam.
Als junge Frau erfährt sie die Wahrheit über ihre Herkunft und nimmt ihren ursprünglichen Namen Antonia Brico wieder an.
Um ihr Ziel zu erreichen reist sie nach Europa, sie erzielt kleine Erfolge und Rückschläge. Als Dirigentin kann sie einfach nicht Fuß fassen, selbst Frauen stellen sich ihr in den Weg. Das Selbstverständnis, mit dem Frauen heute scheinbar jeden Beruf ergreifen können, gab es damals noch nicht. Um ihren Traum doch noch verwirklichen zu können reift in Antonia ein neuer Plan heran.

Die Autorin kommt aus dem Filmfach, sie war von Bricos Leben sehr fasziniert und hat nun nach dem Film auch ein Buch daraus gemacht. Die Kapitel sind abwechseln aus verschiedenen Perspektiven (Antonia/Willy, Frank, Robin) geschrieben. Der Stil ist eher einfach, aber flüssig und durch die Liebesgeschichte verliert sich manchmal der Fokus des Personenporträts, das auch leider nicht das ganze Leben, sondern nur den ersten Teil davon vorstellt. Für den Film mag dies eine sinnvolle und erfolgversprechende Belegung sein, für das Buch hätte ich mir einen größeren Fokus auf Antonia Brico gewünscht. Das sehr kurze informative Nachwort entschädigte mich da nicht vollends.
Das Buch habe ich trotz dieses Kritikpunktes gerne gelesen, es ist eine sehr gute Möglichkeit eine faszinierende Frau kennenzulernen, die mutig ihren Weg gegangen ist, um sich einen Platz in einer Männerdomäne zu erobern.