Schlicht, aber beeindruckend

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bücherwand13 Avatar

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Willy ist ein junges Mädchen im New York der zwanziger Jahre. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen niederländischer Einwanderer und hat Zeit ihres Lebens unter ihrer strengen und kalten Mutter gelitten. Trotzdem hat sie einen Traum: Sie will Dirigentin werden. Einmal auf den großen Klangkörper des Orchesters zu spielen, ist ihre heimliche Leidenschaft. Dafür übt sie heimlich auf dem mit Decken ausgelegten Klavier, das ihr Vater ihr einmal geschenkt hat und versteckt dort alles Geld, das sie bei ihrem Job als Platzanweiserin im Theater verdient. Doch muss ihr Traum nicht eine ewige Utopie bleiben? Woher soll sie das Geld für eine Ausbildung nehmen und – was noch schwerer wiegt – noch nie hat eine Frau sich zur Dirigentin ausbilden lassen. Frauen, so denkt die aktuelle Musikerwelt, sind für den Führungsstärke erfordernden Job eines Dirigenten nicht geeignet. Wie Willy dennoch ihren Weg findet und welche Rolle zwei Männer auf diesem Weg spielen, davon berichtet dieses Buch in schlichtem, aber dennoch beeindruckendem Stil.
Dass die Geschichte aus der Perspektive wechselnder Personen und dennoch in ich-Form geschrieben ist, hat mich zunächst etwas verwirrt. Am Anfang jedes Kapitels musste ich mich erst immer wieder in die Perspektive der jeweiligen Person einfinden. Dennoch war es gut zu lesen und die Geschichte – auch durch Willys Beziehung zu zwei Männern und einigen überraschenden Wendungen – interessant und unterhaltsam. Alles in allem hat mich auch die Zielstrebigkeit beeindruckt, mit der die Protagonistin ihren Weg verfolgt. Er wird realistisch und mit allen Höhen und Tiefen beschrieben.
Auch wenn die Geschichte in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts spielt, ist das Thema Geschlechtergleichheit immer noch aktuell. Nicht nur wegen dieses Themas, sondern auch wegen der gut erzählten Geschichte, habe ich das Buch sehr gerne gelesen.