Diese ganze Geschichte ist eine einzige Verkettung von Blödheiten meinerseits

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bovary Avatar

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Die Geschichte spielt von März bis September 2007.
Ben Constable und Tomomi Ishikawa (genannt „Butterfly“) sind sehr gute Freunde. Er ist Brite und sie Amerikanerin, leben aber beide in Paris, Frankreich. Wenn sie sich irgendwo treffen, trinken die Beiden Wein, rauchen eine Zigarette und reden und lachen über alles Mögliche miteinander.
Doch ein Brief Butterflys an Ben ändert plötzlich alles. Darin schreibt sie Ben, dass sie sich umbringen wird und bereits tot sein wird, wen er diesen Brief liest. Sie hinterlässt Ben ihren Laptop und einen Kugelschreiber und damit ein äusserst seltsames Erbe. Denn hinter den Dateien auf dem Computer versteckt sich eine Schatzsuche für Ben, welche Butterfly für ihn „arrangiert“ hat. Und plötzlich weiss Ben nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Kann es sein, dass er Tomomi gar nicht wirklich gekannt hat? Und war sie womöglich sogar eine eiskalte Serienkillerin…?

Die Ausgangsidee dieses Romans fand ich ja eigentlich gar nicht schlecht. Leider fand ich die Umsetzung weniger gelungen.
Das vorangestellte Einführungs-Kapitel oder Prolog („Eine Einführung in das Alles“) gibt einem leider schon fast eine Auflösung, wohin die ganze Geschichte in etwa führen wird:
Ben will ein Buch über seine Freundschaft mit Tomomi schreiben, nicht mehr und nicht weniger. Was dann teilweise dadurch geschieht, dass er sich im Verlaufe des Buches, wenigstens am Anfang, Notizen über Gespräche etc, welche er mit Tomomi geführt hat, macht. Dadurch erfährt man auch, dass Ben an Prosopagnosie leidet; er erkennt keine Gesichter (Personen), wen der Kontext nicht stimmt, nicht einmal seine eigene Mutter auf der Strasse. Diese Krankheit wird auch eine ziemliche wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen.
Tomomi ihrerseits aber, will lieber ein Buch, in welchem Morde vorkommen und sie die Mörderin ist!
Jedenfalls schickt Tomomi Ben quer durch ihr Wohnviertel in Paris auf Schnitzeljagd, indem sie auf dem Laptop oder via E-Mail ein Rätsel hinterlässt und das nächste folgt, wenn Ben den jeweiligen „Schatz“ gefunden hat. Am Anfang dachte ich, schön jetzt erfahre ich etwas über die vielen Viertel von Paris, wie wenn ich einen Reiseführer hätte, welcher mir ganz besondere und unbekannte Orte dieser Stadt zeigen wird. Teilweise war dies ja sogar der Fall, was ich interessant fand. Leider wurde es aber bald schon zu einer immer gleichen Wiederholung: Rätsel –> Ort (sehr oft ein Garten oder Park) wo Ben dann meistens ein Notizbuch fand in dem Tomomi beschreibt, wie sie einen Mord begeht, seltener findet Ben einfach einen Gegenstand -> Rätsel -> Ort/Notizbuch/Mord etc. Und dann ging das Ganze einfach in New York weiter, nur das Ben dort durch Beatrice, einer zu Beginn nicht ganz durchschaubaren Figur, Hilfe hatte.
Den ersten (Paris) und zweiten (New York) Teil fand ich ja trotz Wiederholungen mehr oder weniger gelungen und doch ziemlich flüssig lesbar, auch wenn ich als Leser viele Antworten und Anspielungen schon vor Ben für mich habe beantworten können und ich mich auch noch gefragt habe, warum Ben nicht mehr Fragen gestellt hat. Manchmal kam mir Ben, gelinde gesagt, ziemlich blöde vor (er sagt ja selbst einmal: „Diese ganze Geschichte ist eine einzige Verkettung von Blödheiten meinerseits…“).
Was mir aber dann den ganzen Roman wirklich (fast) verdorben hat war der dritte Teil, welcher wieder in Paris spielte. Über den werde ich hier aber nichts schreiben, zu viele Spoiler.
Was mich auch ein wenig genervt hat: Ausser der Jagd nach nächsten Notizbüchern und den darin enthaltenen Morden, scheinen die Figuren auch nicht gross etwas anderes gemacht zu haben als zu rauchen und Alkohol zu trinken (Pariser Klischee oder „savoir vivre“?).
Was ich auch ziemlich schade fand: Cat, Bens imaginärer Kater, kam viel zu selten vor. Aus der Figur hätte man wirklich mehr machen können.

Fazit: Gute Ausgangslage, nicht so gute Umsetzung.
Interessant das Spiel mit dem Buch (Benjamin Constable) im Buch (Ich-Erzähler) im Buch (Tomomi Ishikawa) und dem realen/fiktionalen Autor/Ich-Erzähler. Wobei gerade dies auch wieder anstrengend war, da mir die Distanz vom Autor zu seinen Figuren fehlte, was ich für diesen Roman nicht wirklich gut fand.
Ein leichtes Verwirrspiel, dass einem eine nicht ganz 100%-Lösung gibt und mich sehr leicht an Dan Brown erinnert hat, wenn auch wirklich nur sehr leicht.