Zwischen den Genres

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katrinb Avatar

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"Die dritte Frau" knüpft thematisch an "Die Purpurlinie" an, ist aber als eigenständiger Roman mit einem anderen Schwerpunkt zu lesen. Tatsächlich funktioniert "Die dritte Frau" auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen der Ich-Erzähler, ein Autor, der versucht hatte, in seinem Roman das Rätsel um den Tod der Gabrielle d’Estrées, einer Mätresse von Heinrich IV., zu lösen. Ein Brief bringt ihn dazu, seine Forschungen neu aufzunehmen und eben davon handelt das vorliegende Buch. In diesem Zusammenhang erfährt der / die Leser*in einiges zu Intrigen, Heiratspolitik und Machtkämpfen am französischen Hof unter Heinrich IV. Es ist sicher von Vorteil, "Die Purpurlinie" gelesen zu haben - ohne Vorkenntnisse entgeht einem doch vieles oder man muss sich erst einmal über die erwähnten Personen und Geschehnisse informieren, was den Lesefluss doch sehr stört.
Was mich jedoch sehr interessiert hat, waren die Auslassungen und Beschreibungen des Literaturbetriebs und die Gespräche des Autors mit seiner Agentin. Hier erfährt man einiges über die Mechanismen und Abläufe innerhalb eines Verlags. Auf einer dritten Ebene nun handelt das Buch von der geheimnisvollen Camille, die im Besitz wichtiger Dokumente ist, von denen der Autor sich neue Erkenntnisse zum Tod der Gabrielle d’Estrées verspricht.
Der Schreibstil des Autors ist schmucklos und sachlich. Er erzählt nicht, er berichtet. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz und so liest sich das Buch sehr zügig. Von der soghaften Wirkung, die der Klappentext verspricht, konnte ich persönlich aber nichts feststellen. Die Geschichte um den Tod der Mätresse, das Ringen mit der Literaturagentin, die Beziehung zu Camille - trotz des Potentials ist für mich an keiner Stelle auch nur die geringste Spannung aufgekommen, was auch daran lag, dass die Personen merkwürdig blass bleiben.
Schade, ich hatte mir mehr erwartet.