Buch mit Tiefgang

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lesefreund39 Avatar

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Es handelt sich bei "Die dritte Hälfte eines Lebens" um Anna Herzigs ersten Roman. Die Autorin schildert darin die Ereignisse in einem Dorf und schildert dabei Bewohner und ihre Verhaltensweisen. Das Dorf Krimmwing steht stellvertretend für wahrscheinlich unzählige Orte in Deutschland (nicht nur in Österreich) und dessen Bewohner können als erzkonservative Traditionalisten bezeichnet werden.
Alles was neu und anders ist, dem steht man erst einmal ablehnend gegenüber, weil es nicht ins gewohnte und erwartete Bild passt. Dabei müssen auf der einen Seite "richtigerweise", auf der anderen Seite "schon wieder", die üblichen Vorteile gegenüber Farbigen und Homosexuellen herhalten.
Eindrucksvoll, ohne große Emotionen und stellenweise richtig derb werden die ländliche Struktur des Dorfes und die sozialen und gesellschaftlichen Abgründe des Dorflebens bis ins Kleinste schonungslos offengelegt.
Aufgrund der sehr negativen Schilderungen entsteht ein nicht immer gutes Gefühl beim Leser, der sich durchgehend ein eigenes Bild von der Situation im Dorf machen und die Geschehnisse Interpretieren muss, ohne von der Autorin dafür vorgefertigte Meinungen ohne Wertungen präsentiert zu bekommen.

Insgesamt ein wirklich gelungen Roman, der allerdings etwas aufs Gemüt schlagen kann.