Derbe Sprache und kein Wort zu viel

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Nach den Novellen „Herr Rudi“ und „Sommernachtsreigen“ ist „Die dritte Hälfte eines Lebens“ meine dritte „Begegnung“ mit Anna Herzig und ihr erster Roman. Die Autorin erzählt die Geschichte eines Dorfes und deren Bewohner. Dabei steht das Dorf Krimmwing für viele Orte und die Bewohner für eine besondere Gruppe Menschen: für die Erzkonservativen, die Gestrigen, die mit Andersartigkeiten nicht umgehen können und wollen. Weil sie nicht ins verstaubte Bild passen. Folgende Figuren müssen darunter leiden: ein Homosexueller, eine PoC, eine Frau (Stichwort Body Shaming).

Die Stärke des Buches liegt zweifellos in der derben Sprache, die der ländlichen „Idylle“ des Dorfs angepasst ist. Und darin, dass es der Autorin gelingt, mich auf nur 140 Seiten bis zu den Abgründen einer Dorfgemeinschaft zu führen. Kein Wort ist zu viel. Auch stark, dass die Leser:innen sich ein eigenes Bild machen können, weil sie es sollen. Die Autorin wertet nicht. Sie schildert und lässt größtmöglichen Raum für eigene Interpretation.