Düsteres Dorfleben und ein Plädoyer für Toleranz

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babsyz Avatar

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Ein kleines Dorf in Österreich, Krimmwing. Ein Dorf, wie es viele gibt. Hier kennt jeder jeden und weiß alles über jeden. Wer aus der Norm fällt, ist unerwünscht, wird gehänselt, beschimpft, gemieden oder vertrieben. So mancher hütet daher seine Geheimnisse, wie der Rathbauer, der tief im innern eine Frau ist, sich gerne schminkt und für Claudia Cardinale schwämrt. Oder die Steinlachner Rosa, die sich in Jackson, einen schwarzen Südafrikaner verliebt und ein Kind von ihm erwartet. Manche fliehen aus dem Dorf, andere bleiben zurück. Und wenn einer, der einst gegangen ist, zurückkehrt, müssen sich alle den Wahrheiten stellen…

Anna Herzig beschriebt ein typisches Dorf, wie es überall sein könnte, und seine Menschen. Die typischen Machtverhältnisse und Strukturen, an denen viele zerbrechen zeigt sie ebenso schonungslos auf, wie sie mit viel Empahtie und starker Sprache die Ohnmacht und Verletzlichkeit der einzelnen aufzeigt. Dies gelingt ihr ohne moralisch erhobenen Zeigefinger, regt aber unweigerlich zum Nachdenken an. Die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben, man kann das Leben der einzelnen recht gut nachvollziehen. Und man fragt sich unweigerlich, wie es einem selber in Krimmwing ergehen würde. Auch wenn ich zwischenzeitlich verwirrt war und mit den einzelnen Namen und Personen durcheinanderkam, kann ich diesen gerade einmal 127 Seiten umfassenden Roman nur empfehlen.

Mein Fazit: ein düsteres Abbild des Dorflebens und ein Plädoyer für Toleranz. Lesenswert!