Ein unkonventionelles und intensives Buch

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fënix Avatar

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Anna Herzig schreibt in ihrem Romandebüt „Die dritte Hälfte eines Lebens“ über Menschen, die anders sind und wie diese unter dem Druck der Norm zerbrechen oder sich von ihm befreien können.
Der kurze Roman erzählt über das Wegsehen, Gerüchte und die tiefere Wahrheit und zeigt die Voreingenommenheit einer Dorfgemeinschaft. Eine Dorfgemeinschaft, in der sich alle kennen; jeder seine Geheimnisse hat und diese Geheimnisse durch zuweilen groteske Gerüchte verdreht und ans Licht gezerrt werden.
Anna Herzig hat ein intensives und gnadenloses Buch geschrieben, das durch ihren nüchternen und Schreibstil, mit dem sie ihre Figuren und deren Handlungen nie direkt bewertet, sehr ungewöhnlich ist.
Der Titel regt zum Nachdenken an und hat mich sofort angesprochen, aber ich muss zugeben, dass ich von dem Buch etwas anderes erwartet habe. Man muss aufmerksam lesen und teilweise war ich durch die Handlung und ihr Ineinandergreifen von Wahrheit und Lüge verwirrt. Diese Orientierungslosigkeit spiegelt aber perfekt das Verloren-Sein der Protagonisten wider und erst das Ende zeigt die vorangegangene Handlung in einem stimmigen Gesamtbild. Es lohnt sich, die Geschichte bis zum Ende zu verfolgen, wo endlich alle Fäden entwirrt werden können.
Dieser Roman bietet einen kurzen Lesespaß, der aber seine Herausforderungen birgt und noch lange nach hallt. Es ist keine leichte Lektüre und durch den ungewöhnlichen Schreibstil ist dieses Buch bestimmt nicht für jeden etwas, aber wenn man Spaß an unkonventionellen Büchern hat und dazu bereit ist, sich auf den Text einzulassen, dann ist dieser Roman perfekt.