Verwirrend

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dimity74 Avatar

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Krimmwing, ein kleines Dorf in dem die Uhren noch ganz in althergebrachten Traditionen ticken. Ein Dorf in dem jeder jeden kennt, in dem einer Familie ein Fehltritt noch Generationen später angekreidet wird. Ein Dorf in dem es wichtig ist dazuzugehören und sich einzufügen, denn Anderssein, egal in welcher Form wird nicht toleriert. Ein Dorf, das lebt von Klatsch und Tratsch in dem jeder etwas zu erzählen weiß über den Nachbarn. Ob dieses Wissen der Wahrheit entspricht, oder der Phantasie des Erzählers entspringt spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Anne Herzig legt auf nur rund 130 Seiten ein sehr spezielles Debüt vor. Sie seziert mit chirurgischer Präzision die Einwohner ihres fiktiven Ortes und legt den Fokus dabei besonders auf das Anderssein von Menschen, auf das Nicht in die Norm passen. Dreh - und Angelpunkt ist dabei das Leben des kleinen Seppi, der durch seine dunkle Hautfarbe, Erbe seines südafrikanischen Vaters, schon optisch aus dem Rahmen fällt und so schon früh Opfer von Anfeindungen und Misshandlungen wird.

Die Thematik des Buches hat mich direkt angesprochen und da ich selbst aus einem kleinen Kuhkaff stamme, war ich neugierig, wie gut die Autorin hier beobachtet hat, um die verstrickten Strukturen zu durchschauen. An Beobachtungsgabe fehlt es der Autorin nicht, natürlich stellt sie Vieles etwas überspitzt dar, aber das ist Bestandteil der Inszenierung und macht beim Lesen durchaus Spaß. Weniger Spaß machte mir allerdings der Schreibstil. Die Autorin ist recht sprunghaft in ihren Gedankengängen und schreibt diese auch so nieder. Oft ist gerade der Zeitlinie nur schwer zu folgen, die Ereignisse werden teils ohne erkennbaren Zusammenhang aneinander gereiht. Zum Ende ergibt sich dann zwar ein erkennbares Gesamtbild, der Weg dorthin ist aber für mich eher schwergängig und verwirrend gewesen. Die Botschaft des Buches geht dadurch etwas unter.

Der Autorin gelingt zweifellos ein bemerkenswertes Debüt zu einem intensiven Thema, sei du selbst, lebe dein Leben, gib nichts auf das Gerede der Anderen. Ich fürchte allerdings, dass letztlich nur eine begrenzte Anzahl von Lesern auch Zugang zu ihrem Buch finden.