Die Welt ist ein Dorf...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
jam Avatar

Von

„Ich bin nicht so stark wie du“

Cover:
Das Cover ist sehr dunkel gehalten, darauf eine Holzscheibe, auf der eine junge Frau liegt, den Kopf zur Seite gedreht. Rechts und links von ihrem Kopf stecken Messer darin.
Darüber liegen Fragmente, es sieht aus wie dünne Eisstücke…

Inhalt:
Die Geschichte besteht aus vier Handlungssträngen, die letztendlich eng mit einander verwoben sind.
Da ist Sandra, die ihren Vater Bength Sahlmann erhängt auffindet. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass er ermordet wurde, sein Laptop gestohlen.

Eben dieser hat beim Zoll am Flughafen gearbeitet, wo eine erhebliche Menge beschlagnahmter Drogen verschwunden ist. Mit den Ermittlungen war Sahlmann betraut.

Sein Vater starb unter fragwürdigen Umständen in einem Seniorenheim, dass von dem Unternehmen seinem ehemaligen Schulkollegen Jean Borell geleitet wurde. Ein Unternehmen, das immer wieder in Verruf gerät, da es sich mehr am Profit als am Menschen orientiert.

Eine Frau wird in Marseille ermordet und zerstückelt aufgefunden. Im weiteren Verlauf erfährt man, dass sie eine ehemalige Zirkuskollegin von Abbas el Farsi ist, in die er sehr verliebt war. Er begibt sich auf eigene Faust nach Frankreich, um sie zu rächen.

Und die Protagonisten:
Olivia Rönning/Rivera, die gerade aus dem Ausland zurückkommt und beschließt, ihre Karriere als Polizistin an den Nagel zu hängen. Als sie zufällig am Haus der Sahlmanns vorbeikommt und mitten in die Geschichte gesogen wird. Sie beginnt eigene Ermittlungen, kommt dabei der Polizei in die Quere, überschreitet das Gesetz und gerät in große Gefahr.

Sie ist befreundet mit Tom Stilton, einem ehemaligen Kommisar, der abgerutscht ist und lange Zeit als Obdachloser gelebt hat. Jetzt hat er sich etwas gefangen, als sein Freund Abbas vor der Tür steht und in bittet, ihn nach Frankreich zu begleiten…

Wie es mir dabei ging:
Das Buch ist der zweite Teil einer Serie, den ersten Teil kannte ich nicht. Damit habe ich mir anfangs sehr schwer getan mit den Personen und ihrer Vergangenheit, damit wie sie miteinander verbunden ist. Zwischendurch habe ich auch gegoogelt, um etwas mehr darüber herauszufinden und es besser zu verstehen.
Dadurch, aber auch weil das Buch anfangs Längen aufweist, habe ich sehr lange gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Irgendwie wollte bei mir keine Spannung aufkommen.
Ich glaube an die Polizei und daran, dass man sich an Regeln hält. Und deshalb mag ich persönlich Geschichten nicht, in denen Polizisten Gewalttaten „übersehen“, wie im Fall von Abbas. Oder Olivia, die an jedem Recht vorbei in ein Privathaus einbricht. Ihre ehemalige Vorgesetzte und Freundin Mette, die sie dabei deckt.
Im letzten Drittel gewinnt die Geschichte deutlich an Fahrt, das Ende kommt plötzlich und aus einer anderen Richtung, als man es lange Zeit vermutet.

Ich habe spätabends fertiggelesen, die letzten Seiten dann doch verschlungen… Und wachte mit einem schalen Gefühl auf. Die Autoren wissen schon genau, wie sie Spannung am Ende aufbauen können, welche Knöpfe sie drücken müssen. Und doch bleibt der Beigeschmack einer langatmigen Geschichte mit einem unglaubwürdigen Ende.

Das für mich auch einige Fragen aufwirft…
SPOILER!
Wie gelangte Le Torau zu den Namen?
Wie passt das zu seinem Charakter, seiner Vorgeschichte? Der erste Mord war ein Versehen, und dann gelingt ihm ein so kaltblütiger, durchdachter Mord?
Warum war Borells Anwesen nicht gesichert, alle Türen und Tore nach vorne offen, obwohl der Mörder durch das Bootshaus kam?
Das übrigens auch nicht gesichert war, bei jemanden, der anscheinend per Fernbedienung sämtliche Türen öffnen kann?
Und warum hat Borell Olivia so leichtfertig in der eigenen Bucht entsorgt? Wo er so sorgsam darauf bedacht ist, in keinen Skandal verwickelt zu sein?
Auch Sandras Ende will mir nicht so recht in die Geschichte passen… Sollte sie nicht besser unter Beobachtung stehen? Für mich klingt dieser Part wie eine schnelle Entsorgung einer tragenden Person, um sich nicht in weiteren Teilen mit ihr rumschlagen zu müssen…
Und letzten Endes: Wie klein kann die Welt sein? Absolut alle beteiligten Kriminellen und die Protagonisten sind so eng miteinander verbunden, als hätte die Welt 50 Einwohner…

Fazit:
Ein Krimi, nicht immer glaubwürdig und mit großen Längen…