Wenn die Vergangenheit mitgeschleppt wird

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fiammetta Avatar

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Inzwischen ist es üblich, dass Kriminalromane und Psychothriller immer in einer Reihe erscheinen. So auch dieser als zweiter Band über Olivia Rönning und Tom Stilton. Ärgerlich ist es aber, wenn die Autoren es nicht schaffen, den Faden der Handlung so aufzunehmen, dass man sich auf den ersten 50 Seiten nicht ständig überlegt, ob man nicht doch besser erst Band 1 lesen sollte, weil die Handlung so offensichtlich auf den Vorgängerband Bezug nimmt, ohne geschickt zu berichten, auf WAS eigentlich, dass man sich eher nicht auf die eigentliche Handlung einlassen möchte. Inzwischen ist es auch üblich, dass die eigentlichen Geschichten von Kriminalromanen die der ermittelnden Personen, nicht die Morde, sind. Ärgerlich ist es aber wiederum, wenn die Gefühlswelt der Ermittler dem Leser ständig in einer Breite vorgetragen werden, dass man beginnt, jegliche verbliebene Sympathie mit den Hauptfiguren zu verlieren. Olivia Rönning möchte man nicht im wirklichen Leben begegnen – sie ist übertrieben emotional, kaum professionell, vor allem aber egoistisch. Wenn das junge Mädchen Sandra, nachdem es die Mutter bereits verloren hatte, nun auch noch den Vater verliert, denkt Olivia Rönning unmittelbar an die Parallelität ihrer Situationen, obwohl die keineswegs parallel sind: „Beide Elternteile waren unter dramatischen Umständen gestorben. Wie ihre eigenen. Sie hatte kein Problem damit, sich in Sandras Situation hineinzuversetzen. Ganz im Gegenteil. Auch wenn ihre Schockmomente Schlag auf Schlag gekommen waren, auf ganz andere Art und Weise.“ (S. 38)
Zu viel von diesem selbstbemitleidenden Gejammer, das zudem offenbart, dass die Autoren Cilla und Rolf Börjlind dringend einen guten Lektor brauchen. Da nun leider auch Tom Stilton hauptsächlich mit seiner Vergangenheit kämpft und diese sich hartnäckig nicht in Alkohol (mal wieder!) verdrängen lässt, verschwindet jegliche Ermittlungsarbeit in diesem Buch hinter dem Bemühen, die Hauptfiguren für die zukünftigen Teile der Reihe über Wasser zu halten.
Ich habe eine schlechte Botschaft: nicht gelungen. Der Roman fängt fulminant an und stürzt dann in erstaunlichem Maße ab. Jegliche Spannung wird durch wortreiche Ausschmückungen zunichte gemacht. Schade.