Die dunklen Gassen des Himmels

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Gar nicht schön, ätherisch und gütig kommen die Engel bei Tad Williams daher. Wer den Autor jedoch kennt, wird davon wenig überrascht sein. Ich meine gelesen zu haben, dass es sich hierbei um den ersten Ausflug des Autors in die Urban Fantasy handelt und ich bin sehr neugierig, ob er halten kann, was er begonnen hat.
Dabei beginnt er leider zunächst recht verwirrend. Im Prolog spaziert der Ich-Erzähler durch ein Hochhaus, in dem der Alarm Hörmuskeln und Nervenkostüm gleichermaßen quält. Niemand kann sich "Ich" in den Weg stellen, sei es ein vergleichsweise harmloser Wachmann oder eine wilde Furie.
Da man als Leser frisch ins Geschehen eintaucht und noch nichts über den Prot oder die Welt - oder eben irgendetwas - weiß, wirbeln die Gegebenheiten zunächst nur sinnlos durch die Gegend.
Doch schon mit Beginn des ersten Kapitels wirft Williams einen harten Brocken vor die Füße des willigen Fantasylesers: Engel! Dass es aber keine klischeehaften Abklatsche sind, wird schnell klar. Sie borgen sich Körper und treiben dann Schindluder damit: rauchen, trinken und wer weiß was noch. Ist der Leib hinüber, besorgt man sich eben rasch einen neuen.
Interessant ist auf jeden Fall das Detail, dass es offenbar verschiedene Arten an Engeln mit ganz unterschiedlichen Aufgaben gibt. Obwohl nun nicht unbedingt ein neuartiges Thema aufgegriffen und verarbeitet wurde (was sich eben so nach zwanzig Seiten sagen lässt), wird doch schnell klar, dass Williams sein eigenes Ding macht.
Am Ende der Leseprobe war ich gefangen. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich mit dem Ich warm werde, denn eine Geschichte die mit einer solchen Stimme erzählt wird, lebt von Sympathien. Bisher empfinde ich nur mäßig etwas in der Richtung, war von allem anderen sehr gefesselt. Ich musste unbewusst an Jim Butchers "Harry Dresden" denken, den ich sehr gern gelesen habe. Aber Vergleiche ziehen macht keinen Sinn - schon gar nicht, nach so wenigen Seiten.
Williams startet auf jeden Fall so, dass man sich ihm kaum entziehen kann.