Engel auf Erden und anderswo.....

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tristessa Avatar

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Der neue Tad Williams, wie hab ich mich darauf gefreut. Die Leseprobe erinnerte mich leicht an den Blumenkrieg. Letztlich muss ich feststellen, dass sich die Handlung zwar deutlich unterscheidet, aber alleine die Umstände, dass die Geschichte in einer modernen Welt spielt, wo die vom Blumenkrieg beginnt schon ein paar Ähnlichkeiten im Stil hervorrufen. Soviel für die, die auch die anderen Bücher des Herrn Williams kennen.
In den dunklen Gassen des Himmels geht es um den Engel Bobby Dollar, ein erdgebundener Engel der anwaltspflichten für die frisch verstorbenen Seelen übernimmt. Dies ist notwendig, da jedes mal wenn ein Mensch stirbt eine Verhandlung stattfindet, die über den Verbleib der unsterblichen Seele stattfindet. Ein engel auf der Seite des Guten, ein Dämon als Vertreter der Hölle.
Soviel zum Aufgabenkreis. Das sonstige Leben von Bobby und seiner Engelskollegen ist dem der Menschen sehr angepasst, abhängen mit Freunden in Bars. Essen, der irdischen Hülle regenerativen Schlaf gönnen und seiner Arbeit nachkommen, was Ärger mit Vorgesetzten und Kollegen mit einschließt.
Die Routine wird gestört, als eine der frisch verstorbenen Seelen vor Beginn der Verhandlung einfach verschwindet. Ein Eklat. Die Engel beschuldigen die Dämonen und andersherum. Bald darauf wird aber klar, dass mehr dahinter zu stecken scheint und die höheren Kreise involviert sind. Von da an nimmt die Geschichte unaufhaltsam Fahrt an. Im Verlauf machen wir Bekanntschaft mit allerlei obskuren Figuren wie urzeitlichen Dämonen, Herstellern ganz besonderer Waffen, komischen Albinoasiaten und Privatdetektiven in Form von verfluchten Werebern, deren Wunsch auf aufheben des Fluches gründlich in die Hose ging. Dazu darf natürlich die tragische Person als hochrangige Dämonin mit eigentlich gar nicht so bösartiger Vorgeschichte nicht fehlen, die unseren Helden nicht nur auf eine Art zum schwitzen bringt. Alles in allem ein guter Mix, der action- und temporeich erzählt wird. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, die den Hintergrund der handelnden Personen erläutert oder auch nur die hier geschaffene Welt der Engel weiter erklärt. Es ist doch alles ein wenig anders als man vielleicht im ersten Moment mit dem Begriff Engel verbinden mag. So hat unser Protagonist auch häufig genug einen blöden Spruch auf den Lippen und besitzt eine ordentliche Portion Sarkasmus. Alleine für den Kommentar zu Nickelback muss man Engel/Autor lieben ;-)
Das mir langweilig wurde beim Lesen der dunkeln Gassen des Himmels kann ich nun wirklich nicht behaupten.
Die Story wird deutlich schneller voran getrieben als bei vielen anderen Werken von Tad Williams. Hier wird aber definitiv das Hauptaugenmerk auf Bobby gelegt. Die meisten anderen Figuren erscheinen mir bei weitem nicht so ausgearbeitet wie ich es gewohnt bin. Dafür ging dies häufig auf das Tempo der Erzählung.
Mir hat s viel Spaß gemacht das Buch zu lesen und ich freue mich schon drauf, wie es weiter geht mit Bobby Dollar und seinen Freunden. Von Tad Williams habe ich schon bessere Bücher gelesen, an ein Werk wie den Drachenbeinthron kommt es für mich nicht heran, aber selbst ein schlechterer Tad Williams läßt noch unglaublich viele andere Bücher weit hinter sich und ist absolut eine Empfehlung wert.