Ein Zuhause, das keines war

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Saskia hat sich der Welt abgewandt und in ihrer Villa verschanzt. Bis Xavier vor ihrer Tür steht und sie aus dem Haus und zurück in die Vergangenheit holt. Sie muss zurück nach ‚Zuhause‘, einem Ort, der ihr mehr bedeutet hat, als allen anderen, der ihr ein neues Heim wurde, als die von allen verlassen und verstoßen wurde und welches sie unter allen Umständen hatte schützen wollen. Nun ist sie erwachsen und wird aber von ihren Taten eingeholt, aber sie ist nicht allein. Xavier, Issy, Cornelia und Ben hängen mit drin und sie haben weitaus mehr zu verlieren als Saskia.
„Die dunklen Sommer“ von Miranda Beverly-Whittemore hat mich sehr beeindruckt. Ich bin unvoreingenommen an den Roman rangegangen und wurde überrascht, von der Bildhaftigkeit der Sprache und von der Spannung, die sich ganz subtil aufgebaut hat. Die Schuld, die vor allem Saskia umtreibt, ist so verheerend, dass sie kaum lebensfähig ist, zumindest nicht in einer Gesellschaft. Dabei war sie damals noch fast ein Kind, so wie die anderen auch und haben schlichtweg einem Mann vertraut, der das verstand auszunutzen. Aber so einfach ist es dann doch wieder nicht. Die Geschichte ist komplex und vielschichtig, so wie die Menschen die ‚Zuhause‘ bevölkert haben. Es geht viel um Manipulation und Schuld; um Liebe, nach der man sich so sehr sehnt und nach einem wahren Zuhause für das man alles tun würde, wenn man es einmal gefunden hat.
Der Roman besteht aus kurzen Kapiteln, die abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart spielen, was das Lesetempo enorm beschleunigt. Man ahnt, was vorgefallen ist, aber man möchte es trotzdem ganz genau wissen. Ich konnte mich sehr gut in die Saskia und ihren Mitstreiter*innen hineinversetzen und es zeigt wie leicht man manipuliert werden kann, wenn nur die richtigen Knöpfe gedrückt werden und die Lebensumstände dafür günstig sind.