Lang, Laaaaaaang, ist`s her …

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straßenprinzessin Avatar

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„Was ist, wenn?, dröhnte Abrahams Stimme. Er lächelte, als erzähle er uns einen guten Witz. Er winkte mit der Hand. Was ist, wenn Liebe ein Ding ist, wenn Liebe kein Ding ist? Was ist, wenn ich bin, was ist, wenn ich nicht bin? Was ist, wenn ihr seid, was ist, wenn ihr nicht seid? (Seite 151)

Puhhh, das war ja ein sehr zähes Erlebnis!

Saskia verliert in jungen Jahren auf verschiedene Arten ihre Familie und landet irgendwann in einer kleinen, eher lächerlichen Sekte, mitten im Nirgendwo. Dort, in “Zuhause“, findet sie das erste Mal in ihrem Leben einen Platz in der Welt. Doch zwischen Natur und dem loslösen der Außenwelt gibt es viele Eigenheiten über die langatmig und unaufgeregt schwadroniert werden muss.

Saskia war für mich leider eine wenig sympathische Figur. Die Story wird auf drei Zeitebenen erzählt und zu keinem Zeitpunkt mochte ich sie wirklich gern.
Man lernt Saskia als kleines Mädchen zusammen mit ihrem Bruder und dem Schicksalhaften Tag kennen, man lernt sie als junges Mädchen hin zum Teenager in der Kommune kennen und als gestörte Frau, die von allen drei Facetten die größte Meise hat.

Saskia lebt als erwachsene Frau relativ zufrieden ganz zurückgezogen in ihrem einstigen Familienhaus, bis plötzlich ihre früheren Freunde vor der Tür stehen, um das Rätsel rund um die Drohbriefe, die jeder von ihnen erhalten hat, zu lösen.
Der Anfang ist dabei sehr schwammig, erst nach und nach lernt man die Konstellationen der Freundschaften kennen. Die Story wird nur aus der Sicht von Saskia auf drei Zeitebenen erzählt, wobei keine zum Kapitelanfang gekennzeichnet ist, was mich tierisch genervt hat. Manchmal hab ich verwundert eine halbe Seite gelesen, die so völlig sinnlos erschien, bevor mir die andere Zeitebene bewusst wurde. Es ist auch nicht immer ein roter Faden zu finden und das Sprunghafte wechseln der sehr kurzen Kapitel hat oft die aufkommende Spannung zerstört. Ich glaube, weniger wäre tatsächlich mehr gewesen.
Für mich gab es keinerlei sympathische Figuren, weder Protagonistin noch Nebencharaktere besitzen einen Ansatz von Charme. Ich konnte die Leidenschaft und die Verbundenheit zu “Zuhause“ nicht wirklich nachfühlen. Der Twist, der ständig seine Spannung verloren hat, erschien mir am Ende eher lächerlich und Lahm.
An manchen Stellen gefiel mir der Schreibstil ganz gut, er wirkte lebhaft und sehr bildlich, manchmal bedeutsam, fast poetisch, ging allerdings meist mittendrin verloren, in plumpen oder sehr langatmigen Szenen.

Das Buch konnte mich einfach nicht richtig packen, obwohl ich das vorhandene Potential durchaus wahrgenommen habe.
Zwischenzeitlich lag das Buch eine Woche angelesen bei mir rum und ein erneuter Einstieg viel mir sehr leicht. Man ist schnell wieder in der Geschichte, weil sie sehr Oberflächlich abläuft, man muss sich keine tiefen Verstrickungen merken oder besondere Begebenheiten. Zwischen den Zeilen läuft nicht viel ab, schon allein, weil Saskia jeden einzelnen Moment, von dem sie berichtet, seziert.

Die dunklen Sommer ist ein Roman über Zeit und Erinnerungen. Die Figuren sind dabei wenig wandelbar, ohne Tiefe und Entwicklung. Der Erzählstil hat Potential, welches oft auf langer Strecke liegen geblieben ist. Spannungsspitzen sind oft verloren gegangen, der Lesefluss ist allerdings ganz okay. Der Twist hat mich enttäuscht und deswegen ist es für mich ein eher schwaches 3 Sterne Buch.