Zuhause angekommen…

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aennie Avatar

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Die Luft ist absolut spannungsgeladen. Die Eltern streiten sich heftig. Aus dem geplanten längeren Aufenthalt in Großmutters wunderschönem Zuhause wird wohl nichts werden. Saskias kleiner Bruder Will hängt an seiner großen Schwester wie eine Klette, fordert eine spannende Geschichte sobald sie im Auto sind und Saskia hofft, dass er schlafen wird, bevor er sie einfordern kann. Dan spielt er auch noch mit seinem Plüschhasen herum, bis dieser unerreichbar jenseits der Terrassenbrüstung landet. Saskia naht zur Rettung… Der Tag geht dramatisch weiter. William wird an diesem Tag seine Geschichte nicht mehr erzählt bekommen und Saskia büßt ihr Zuhause, ihr gesamtes bisheriges Leben und Umfeld ein. Auch neue Umstände bei ihrem Freund Xavier und seiner Familie bringen nicht die Unbeschwertheit der Vergangenheit zurück. Erst als auch dieses Zuhause am Abgrund steht, macht sich der exzentrische Vater Philip mit Xavier und Saskia auf und findet „Zuhause“ eine Kommune, abgeschieden und „dingfrei“. Allmählich fühlt sich Saskia angekommen, bei Abraham, bei Issy, bei Sarah, bei Marta, und kann sich nicht vorstellen, dieses Zuhause jemals gegen ein anderes mehr einzutauschen. Das es offensichtlich anders gekommen ist, erfährt der Leser von Beginn an und in (teilweise wirklich) kleinen Stückchen. Etliche Jahre später steht plötzlich ihre gesamte Freundes-Clique aus „Zuhause“ vor der Tür um sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Anonyme Briefe legen nahe, dass nicht nur ein Verbrechen begangen wurde, sondern das ein Geist der Vergangenheit wieder auferstanden ist und weiß, was damals geschah.

Düster und unglaublich spannend zieht Miranda Beverly-Whittemore den Leser auch mit ihrem neuen Roman in ihren Bann. Für mich ist sie die Meisterin der dunklen Geheimnisse. Ein bisschen Thriller ein bisschen Drama – die gelungene Mischung macht es für mich aus. Ich fand den Aufbau der Geschichte mit der konsequenten Abwechslung der Kapitel in Gegenwart und Vergangenheit einfach gut gemacht. Nicht neu, natürlich nicht, aber gerade die Tatsache, dass die Gegenwart erst kleine Abschnitte, oft nur wenige Sätze umfasst und dann im Laufe der Geschehnisse einen größeren Raum einnimmt, ist wunderbar metaphorisch für Saskias Leben und die Veränderung, die darin vor sich geht. Von ihrem ereignislosen Eremitinnen-Dasein, in dem es nun wirklich nicht viel Abwechslung geben wird hin zu den neuerlichen Verwicklungen rund um Zuhause und die alte Clique, die zurück katapultiert wird in ein Kapitel ihres Lebens, dass umfangreich ist, das bedeutend ist, das man vergessen möchte – aber nicht kann.
Die dunklen Sommer hat mich begeistert, die Autorin tut es immer auf ein Neues. Ich empfehle daher nicht nur dieses Buch, sondern dem der Bittersweet und June nicht kennt, auch ihre anderen Werke.