Selbstzerstörerischer Roadtrip einer Edelprostituierten

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irislobivia Avatar

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Emma Cline nimmt den Leser mit auf eine kurze Reise durch das Leben von Alex. Es sind nur wenige Wochen, die die Autorin im Leben der jungen, schmerzmittelabhängigen Edelprostituierten, die das große Glück sucht, beschreibt. Für eine gewisse Zeit ist sie die Geliebte von Simon, der sie mit in die Hamptons nimmt, in denen sie einen langweiligen Sommer verlebt, immer in dem Versuch, ihm zu gefallen, nicht anzuecken, nicht als das wahrgenommen zu werden, was sie ist: ein verirrtes Mädchen, das sich durch die Welt der Schönen und Reichen schmarotzt, dünn und hübsch genug, um auf den ersten Blick für ein Model gehalten zu werden. Selbstzerstörerisch geht sie ihren Weg, trifft Fehlentscheidungen, manövriert sich von einer Sackgasse in die nächste, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Simon wirft sie raus, nachdem sie sich auf einer Party ein bisschen – nur ein kleines bisschen - danebenbenimmt, so dass es deutlich wird, dass sie nicht dazugehört, dass sie nur ein Gast ist. Und wie es mit Gästen so ist, irgendwann bittet man sie, zu gehen. Schnörkellos berichtet Emma Cline aus Alex Leben, erzählt, wie sie am Strand zurückbleibt, mit dem Ziel, sich Tage später erneut Simon ins Gedächtnis zu bringen, um die amouröse Geschichte fortzusetzen. Man möchte das Mädchen schütteln, das dabei ist, sein Leben wegzuwerfen und auf einen großen Abgrund zuzusteuern. Denn warum sie dieses Dasein führt, ist nicht ersichtlich. Auf ihrem Weg begegnet Alex, die quasi obdachlos ist, diversen Protagonisten, verlorenen Seelen, die ihr besser aus dem Weg gegangen wären, denn sie scheint herzlos und kalt. Wo sie geht und steht, hinterlässt sie zerstörerische Spuren. Dabei ist ihr Egoismus grenzenlos. Emma Cline zeichnet eine nicht wirklich sympathische Person, unreif, sprunghaft, egozentrisch, auf den eigenen Vorteil bedacht, ohne Rücksicht auf emotionale Verluste und dennoch behauptet sie sich für eine gewisse Zeit in dieser Welt erfolgreicher Männer, die ihr Geld ebenfalls mit Lug und Betrug gemacht haben – nur in größerem Stil. Dabei verliert Alex sich immer mehr, denn der ständige Tanz auf dem Drahtseil ist anstrengend und sie wird unvorsichtig. Gleichzeitig lässt uns die Autoren hinter die Kulissen der Reichen schauen, zeigt, wie sehr Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen sind, während ihre Eltern egomanen Zielen frönen. Eine traurige Welt.