Drei in Eins...

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laberlili Avatar

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Als ich „Die Eishexe“ als Rezensionsexemplar (bei NetGalleyDE) anfragte, war ich einem Irrtum aufgesessen: Ich war mir sicher, bereits zwei Romane der Autorin gelesen zu haben, die mich zwar nicht völlig vom Hockergerissen hatten, wobei die Kurzbeschreibung der „Eishexe“ auf mich nun aber so spannend wirkte, dass ich unbedingt noch einen Versuch wagen wollte. Kaum war das eBook auf meinem Kindle, löste auch schon das Autorenfoto Verwunderung bei mir aus: Die Autorin, die ich im Kopf hatte, sah doch ganz anders aus und vor Allem auch deutlich älter. Es folgte die Erkenntnis, dass ich von Camilla Läckberg doch noch nie ein Buch gelesen hatte, sondern sie mit einer ganz anderen Autorin verwechselt hatte. So ging ich also doch völlig vorurteilsfrei und bis dahin läckberg-unerfahren an die Lektüre.
Dass es sich hier gar um den 10. Band einer Reihe handelte, ist mir auch erst bewusst geworden, als ich das eBook längst auf dem Kindle vorliegen hatte: Verständnisschwierigkeiten hatte ich da zwar nicht; ich habe die berufliche und familiäre Ermittlersituation/-konstellation schnell überblickt, aber ein klitzekleines schales Gefühl blieb halt doch: Nach der „Eishexe“ bin ich nun auch überzeugt davon, mir die weiteren Teile der Reihe auch noch vorzunehmen; „Die Eishexe“ gefiel mir doch ganz gut.

Dass „Die Eishexe“ von drei Zeitsträngen erzählt, stellte mich vor kaum Probleme: Da habe ich nie den Überblick verloren. Etwas schwerer tat ich mich da mit der Masse an Figuren, die teils gleich geballt auf einen zustürmten. Vor Allem die Jugendlichen aus der Jetzt-Erzählung habe ich anfangs ständig miteinander verwechselt, ehe jeder von ihnen etwas mehr Profil bekam. Allzu geballt fand ich auch die diversen Problematiken rund um Mobbing, Ausgrenzung, Vorurteilen, Fremdenhass… die für mich schon fast so wirkten, als habe die Autorin irgendwann mal eine Wette abgeschlossen, in einem Roman möglichst viele aktuelle Probleme (ob nun soziale, gesellschaftliche oder politische) unterzubringen. Da hätte ich es schöner gefunden, wäre auf mindestens einer (symbolischen) Hochzeit weniger getanzt worden, denn „in echt“ wurde hier ohnehin auch noch geehelicht. Grundsätzlich mochte ich den Kriminalfall ja sehr, aber das Drumherum fand ich an so mancher Stelle doch viel zu überzogen.

Ferner weiß ich nicht, wer „alle“ aus der Buchbeschreibung sein sollen, die plötzlich von der Eishexe reden. Irgendwie ist diese Gesprächsthematik im Heute völlig an mir vorbeigegangen; ich habe mich eher gefragt, was der historische Zeitstrang überhaupt in diesem Buch verloren hatte und habe gar keinen Zusammenhang zu den Fällen der neueren Zeit gesehen. Ganz zum Schluss wird da zwar eine Verbindung hergestellt, aber ich fand das sehr konstruiert. Die Erzählung von anno dazumal war für mich eher wie eine Bonusgeschichte im Roman, die ich aber sehr mochte. Als historischen Einzelroman mit eben dieser Thematik würde ich das auch ganz gerne gelesen haben. Da ist die Buchbeschreibung meiner Meinung nach völlig falsch: Angesichts deren zweiten Abschnitts habe ich später sogar noch kurz überlegt, ob ich irgendwie eine falsche Version des Romans erhalten hätte, aber offensichtlich ist anderen Lesern doch auch aufgefallen, dass die ominöse „Legende der Eishexe“ während der Ermittlungen doch gar nicht zur Sprache kam.
Dafür, dass vorher alles immer so aufgebauscht und höchstdramatisch war und in der Gegenwart alles auch noch auf einen sehr heftigen showdown zulief, fand ich es auch schon fast enttäuschend, was genau hinter dem Verschwinden der beiden kleinen Mädchen in den letzten 30 Jahren steckte: Da war die Auflösung mitunter das am Wenigsten „Böse“ im Roman. Bzw. es hätte durchaus böser und hinterhältiger wirken können, wenn diese beiden Fällen vor dem ganzen Drumherum, grad bzgl. der gegenwärtigen Jugendlichen, nicht so ins Hintertreffen geraten wären. Der Inhalt hätte vermutlich auch für drei Einzelgeschichten gereicht (1. die Eishexen-Legende, 2. die Fälle der verschwundenen Mädchen, 3. das Drama um die Jugendlichen); so war das schon sehr durchgewurschtelt.

Generell mochte ich alle drei Geschichten, der Schreibstil sagte mir auch zu und wie gesagt: Ich bin nun deutlich an der gesamten Reihe interessiert und darum vergebe ich letztlich auch vier Sterne, obschon dieses „3 in 1“-Romanding „Die Eishexe“ für mich eigentlich zu einem Drei-Sterne-Roman machte, denn weniger ist halt manchmal mehr und hier wäre weniger in meinen Augen auch schon mehr als ausreichend gewesen. Der vierte Stern begründet sich da nu wirklich ausschließlich im geweckten Interesse und mir zusagendem Schreibstil. Empfehlen würde ich „Die Eishexe“ vor Allem Denen, die es eben doch gerne verschachtelter mögen, aber insbesondere ebenfalls Reihen-Fremden sonst wohl eher zu anderen Krimis raten.