Familientragödien

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Hollywoodglanz in Fjällback. Die gefeierte Schauspielerin Marie Wall weilt für ihr neuestes Filmprojekt über die Einzigartige Ingrid Bergmann in ihrem Heimatort, wohl wissend das ihre Rückkehr auch ihre dunkle Vergangenheit wieder ans Licht bringen wird. Vor über dreißig Jahren stand die damals Dreizehnjährige, zusammen mit ihrer Freundin Helen im Verdacht, die vierjährige Stella ermordet zu haben. Auch Erica Falck widmet sich in ihrem neuen Buch dieser Tragödie. Noch während ihrer ausgiebigen Recherche, verschwindet die kleine Linnea und wird wenig später von einem Suchtrupp tot aufgefunden. Wiederholen sich jetzt die Ereignisse von damals? Für Ericas Mann, Patrick Hellström und sein Team beginnt eine intensive Ermittlungsarbeit. Seine ersten Verdächtigen sind demzufolge auch Marie und Helen, gerade da Letztere in Sichtweite zum Elternhaus der kleinen Nea wohnt.

Vorneweg muss ich mit einer kleinen Kritik beginnen, ein Fehler für den ich der Autorin keineswegs die Schuld gebe und es deshalb auch keinen Einfluss auf die Bewertung hat, es ärgert mich bloß sehr.
Im Klappentext steht u.a. folgendes: „Und plötzlich reden alle von der Eishexe. Dem bodenständigen Hauptkommissar Patrik Hedström widerstrebt es, dass eine Legende um ein misshandeltes Mädchen aus dem 17. Jahrhundert die Ermittlungen beeinflusst.“ Also ganz ehrlich ich habe auf keiner Seite gelesen, dass das Team um Patrick Hedström dieser Legende nachjagt. Das empfinde ich immer als enorme Irreführung und ganz nebenbei wird einfach auch zu viel verraten. Einfach ärgerlich.
Nun aber zu meiner Meinung über den Inhalt des Buches:
In drei große Erzählsträngen verwebt die Autorin das Verbrechen an der kleinen Nea in der Gegenwart, mit gut eingebauten Rückblenden auf die Tragödie von vor dreißig Jahren und zwischendurch wird ein Verbrechen von vor über 300 Jahren, das auch in Fjällbacka geschah beleuchtet.
Camilla Läckberg versteht es hervorragend eine gut recherchierten Kriminalfall zu präsentieren, dessen ganze Tragödie nicht nur den weiteren Lebensweg der Hinterbliebenen der Opfer und der Täter, sondern das kollektive Bewusstsein einer ganzen Region prägt. Außerordentlich spannend erzählt sie von sichtbaren und unsichtbaren Verbrechen, von menschlichem Versagen, Intoleranz und Vernachlässigung. Gleichzeitig bettet sie das Leben aller Protagonisten so gut in die Story mit ein, das ich auch an deren Leben gerne teilhabe. Mir gefällt ihre Darstellung der Hauptprotagonisten, denn sie sind keinesfalls überzeichnet, im Gegenteil sind ihre Handlungen gut nachvollziehbar und streckenweise kann ich mich selbst wieder erkennen. Vielleicht freue ich mich deshalb immer wieder darauf, ein Buch dieser Autorin in den Händen zu halten, ich muss mir wohl bloß abgewöhnen zu viel Wert auf den Klappentext zu legen.