Die eiskalte Jahreszeit der Liebe: Wenig beeindruckend

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mrs-lucky Avatar

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Inhalt:Nicholas Platt, ein britischer Anwalt, ist Mitte 30 und sowohl beruflich als auch privat in einer Sackgasse gelandet. Da kommt das Angebot seiner Arbeitgeber ganz recht, für einige Zeit nach Moskau zu gehen. Dort führt er ein recht ziellosen Leben, hat gelegentlich Kontakt zu Russen, trinkt mit reichen Geschäftspartnern Wodka, und besitzt ansonsten ein recht diffuses Bild von Russland. Dann lernt er in der Moskauer Metro zufällig Masche und ihre Schwester Katja kennen. Nick verliebt sich in Mascha und lässt sich von ihr zeigen, wie glitzernd, düster und verschlagen Moskau wirklich sein kann. In naivem Vertrauen zu Mascha ist er blind für alle Anzeichen, dass er dabei ist, in kriminelle Machenschaften hineingezogen zu werden. Der Roman ist eine Beichte Nicks an seine Verlobte, mit der er versucht, sein schlechtes Gewissen zu bereinigen.

 

Meinung: Der Roman hat in Groß Britannien gute Kritiken erhalten und wird auch hierzulande hoch gelobt. The Independent urteilt: »Ein elektrisierendes Debüt! Lässt einen überwältigt und süchtig zurück.« Das kann ich nicht wirklich bestätigen. Der Roman plätschert eher dahin, die oberflächliche Erzählweise passt dazu, dass Nicholas weder die russische Lebensweise noch Mascha wirklich versteht, sondern über seine naive Sichtweise wahr nimmt. Er behauptet zwar, über die Zeit von Russlands besonderer Art und den Lebensbedingungen aufgesogen zu werden, bleibt aber ein Außenseiter und begreift erst zu spät, wie sehr das Leben in Russland von Korruption und Betrug durchsetzt ist. Von einem erfolgreichen Anwalt, und somit vermutlich eher intelligenten Menschen, hätte ich erwartet, dass er sich in beruflichen und privaten Dingen verantwortungsvoller verhält. Der Stil passt zwar zur Geschichte, sorgt aber dafür, dass die Figuren blass bleiben und wenig Eindruck hinterlassen. Der Erzähler arbeitet viel mit Andeutungen, was den Leser zwar zum Mitdenken anregt, insgesamt aber eher nervt. Mich hat das Leben in Moskau eher abgestossen als fasziniert, der Roman insgesamt wenig Eindruck hinterlassen. Ein möchtgern wichtiger Anwalt ist in Moskau gescheitert und ausgenutzt worden. Und?