Miller, A.D. - Die eiskalte Jahreszeit der Liebe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
estha Avatar

Von

Für mich hat sich der Roman als eine angenehme Überraschung erwiesen. Vom Titel her bin ich von einer Liebesgeschichte ausgegangen, und da Liebesromane nicht zu meiner ersten Wahl gehören, war ich etwas skeptisch.
Außerdem wurde das Buch vom Fischer Verlag als Ersatz für den Roman "Der Sturm" verschickt, was für mich allerdings nebensächlich war, da ich aus Erfahrung weiß, man kann eine interessante Geschichte auch da entdecken, wo man keine erwartet.
So war es auch mit "Die eiskalte Jahreszeit der Liebe"

Die Geschichte fängt mit der Beschreibung einer Leiche an, "Schneeglöckchen" genannt. In "Moskau Slang bedeutet der Begriff, eine Leiche, die im Winterschnee vergraben oder versteckt liegt und erst bei Tauwetter zum Vorschein kommt."
Also dachte ich jetzt, es handele sich um einen Krimi, so war es aber auch nicht.

Es wird Geschichte eines Londoner Anwalts Nick Platt erzählt, der einige Jahre in Moskau gearbeitet hat und sich in der russischen Stadt sehr wohl gefühlt hat. Der Roman umfasst nur eine Phase im Leben des Hauptprotagonisten und bietet Einblick in das Leben des heutigen Moskau, ihre schönen und dunklen Seiten.
Ich fand, dass es dem Autor sehr gut gelungen ist, die Atmosphäre der Stadt, gesellschaftliche Zusammenhänge und das Leben der Moskau-Bewohner zu zeichnen.
Einerseits könnte man sagen, dass der Autor sich all den bekannten Klischees bedingt, andererseits denke ich, vielleicht sieht das Leben in Moskau genau so aus...?:
auf der einen Seite: äußere Schein, Geschäftsleute, Party, Betrug, Moralverfall, Geld als Leitstern für die Handlungen der Protagonisten, Unbefangenheit,
die im Roman so beschrieben wurde:
"Mascha und Katja... waren so unbefangen, wie es nur jene sein können, die nichts zu verlieren haben. Noch etwas was ich an Mascha mochte: Sie konnte sich ganz dem Augenblick hingeben, konnte ihn vom Davon und Danach lösen, um glücklich zu sein." -
auf der andern: Hilflosigkeit gegenüber der Ungerechtigkeit, Gesetzlosigkeit, Menschen, die doch noch Anstand und Güte besitzen, Naivität derer, die sich mit dem Leben in diesem Land nicht auskennen.

Der Roman lässt sich flüssig lesen, so bald der Leser sich mit den russischen Namen vertraut gemacht hat.

Miller A.D. erzählt die Geschichte von Nicks Liebesabenteuer mit Liebe zum Detail. Stimmungsvoll zeichnet er das Leben in Moskau, wunderschöne aber auch verstörende Bilder Russlands. Ich habe das Buch gerne gelesen.