Ein Leben zwischen Vanille und Zitrone

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
milena Avatar

Von

Ernest van der Kwast hat mich mit seinem Roman, der in den Niederlanden ein Bestseller ist, ebenfalls sehr überzeugt. Die Leseprobe startet fulminant mit der Beschreibung des Liebesrausches des Familienoberhauptes zu einer schwergewichtigen Kugelstoßerin, der er beim Fernsehschauen erliegt. Seine Frau vermeint in diesem Verhalten erste Anzeichen von Alzheimer zu entdecken und zieht die Söhne Guiseppe und Luca zu Rat. Guiseppe Talamini hat sein Leben der Poesie und der Organisation von Dichterfestivals verschrieben. Luca führt das Eiscafé Venezia in Rotterdam weiter, das sich seit Generationen im Familienbesitz befindet. Der Roman geht weit in die Vergangenheit der Familie zurück. Die Geschichte der Eismacher aus den Dolomiten, die den Sommer in der Ferne und den Winter daheim verbringen, wird anschaulich erzählt. Allmählich wird klar, dass die Leidenschaft für das Eismachen auch bei Beppe und Luca mehr der Familientradition geschuldet ist als dem eigenen Antrieb. Beppe tüftelt gerne an Apparaturen in seinem Keller herum und auch Luca hatte andere Pläne, musste dann aber in den sauren Apfel beißen. Als Ausgleich für seinen Verzicht auf ein Leben jenseits der Kreation von neuen Eissorten überlässt Giuseppe ihm den gemeinsamen Jugendschwarm als Ehefrau. Dass sich die Wege der Brüder in diesem Bereich noch einmal kreuzen, sei an der Stelle nicht verraten. Gelegentlich war mir die Zitierwut aus den Werken der Poesie zu viel, daher nur vier Sterne statt fünf, aber die Thematik zwischen Selbstverwirklichung und Pflichterfüllung als das eigentliche Thema des Romans fand ich sehr spannend.