Eis aus Tradition

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biancaneve_66 Avatar

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Der Roman erzählt die Geschichte einer Eismacherfamilie aus den Dolomiten. Der Ich-Erzähler holt dafür bis zur Jugendzeit seines Urgroßvaters aus, der als einer der ersten Eismacher galt. Der Erzähler selbst konnte der Familientradition allerdings nichts abgewinnen und widmet sein Leben - sehr zum Ärger seines Vaters - der Literatur, genauer gesagt der Lyrik. Ums Eismachen kümmert sich sein jüngerer Bruder, der die Tradition gerne an seine Nachkommen weitergeben möchte. Doch dazu muss er erst einmal selber Vater werden ...
Die ersten Kapitel dieses Buches haben mich förmlich mitgerissen, der wunderbar poetische Stil des Autors hat mich vollkommen verzaubert. Leider ist die Begeisterung und der zunächst humorvolle Ton dann doch irgendwie verloren gegangen. Die Wortspiele und Vergleiche weichen an vielen Stellen nüchternen Aufzählungen; die häufigen Gedankensprünge erfordern große Konzentration vom Leser.
Die schönsten Teile des Buches beziehen sich meiner Meinung nach auf die Geschichte und die Technik des Eismachens. Hier spielt der Autor geradezu mit den Worten, und sein Einsatz spiegelt sich im bildhaften Stil wider. Die Stellen, die sich mit Lyrik selbst befassen, scheinen mir im Gegensatz dazu nur recht wenig poetisch, sondern eher langatmig.
Trotz des recht ansprechenden Covers sehe ich in diesem Roman keine leichte Sommerlektüre. Dazu ist mir der Grundton zu ernst, dazu scheinen mir die Charaktere, die an Traditionen festhalten müssen, sich doch zu sehr ihren Schicksalen zu ergeben.
Die historischen Details rund ums Eis und die Abstecher in die Welt der Lyrik haben mir recht gut gefallen. Ganz überzeugen konnte mich dieser Roman aber leider nicht.