Eis und Poesie

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Giovanni wächst in einer Eismacher-Familie in einem kleinen Dorf in den Dolomiten auf. Jedes Jahr im Frühling macht sich die Familie Talamini auf nach Rotterdam, um ihr Eiscafé zu betreiben. Acht Monate und einen durchgearbeiteten Sommer später kehren sie Jahr für Jahr in ihre Heimat zurück. Von Giovanni und seinem Bruder wird erwartet, diese Tradition fortzuführen und auch ihr Leben dem Eismachen zu widmen. Doch Giovanni bricht mit der Familientradition und widmet sich der Poesie, statt sich der Familie zu verpflichten. Sein Bruder Luca übernimmt das Eiscafé, doch das Verhältnis der beiden leidet seit Giovannis Entscheidung. Jahr später kommt Luca mit einer weitreichenden Bitte zu Giovanni...

Eis und Poesie - eine Mischung, die ich so noch in keinem Roman gefunden habe. Autor Ernest van der Kwast entführt den Leser in unbekannte Welten. Als Eisliebhaberin war es sehr interessant für mich, hinter die Kulissen eines Eiscafés zu blicken. Es ist ungeheuerlich, was an Arbeit und Kreativität hinter einer einfachen Kugel Eis steckt und wie viel den Eismachern ihre Arbeit bedeuten muss, heißt es doch, dass jeder Sommer für die Arbeit geopfert wird. Der Autor hat gut recherchiert und man lernt sowohl etwas über die Eisherstellung als auch über die Geschichte des Speiseeis.

Obwohl viel Hintergrundwissen vermittelt wird, ist die Geschichte keineswegs langweilig oder zu trocken zu lesen, was durch den humorvollen Unterton verhindert wird. Auch wenn das Buch an einigen Stellen zudem sentimental und nachdenklich ist, lockert der Humor das Ganze auf.

Einen so großen Raum wie das Eismachen nimmt auch die Poesie ein. Giovanni ist Leiter eines Lyrik-Festivals und lebt für die Poesie. Immer wieder fließen Gedichte oder Gedanken von Dichtern ein, die im Anhang noch einmal genannt werden, sodass man die Möglichkeit hat, hier noch selbst zu recherchieren.

Was ich mitunter anstrengend fand, waren die vielen Zeitsprünge. Es wird eine lange Zeitspanne erzählt, wie es bei Familiengeschichten meist der Fall ist. Jedoch fand ich, dass der Autor oft abschweifte und für mich waren die Sprünge nicht immer ersichtlich. Häufig fiel es mir schwer einzuordnen, wie alt Giovanni zu bestimmten Ereignissen war.

Die Vielfalt ist es, die diesen Roman ausmacht und für den Sommer ein hervorragendes Leseerlebnis mit vielen Überraschungen bietet.