Eismachertradition

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sabiene Avatar

Von

Ernest van der Kwast zeichnet in seinem Roman die Familiengeschichte der Famile Talamini nach, welche nur eine von vielen italienischen Familien ist, welche ihre Berufung als Eismacher sehen und die Sommer in den Niederlanden und die Winter in ihrem Heimatdorf in Italien verbringen.
Da ich noch die Zeiten kenne, in welchen die Eiscafes im Winter geschlossen waren und die Betreiber in ihre Heimat gingen, fand ich diesen Roman höchst aufschlussreich, da die Niederlande handlungsmässig problemlos ausgetauscht werden könnten.
Der Roman beginnt mit einer kuriosen Szene, in welcher sich der Großvater des Protagonisten, aus wessen Sicht die Handlung beschrieben wird, in eine Kugelstosserin im Fernsehen verliebt und für seine Frau, welche ihr ganzes Leben ihrem Mann und dem Eisvafe gewidmet hat, eine Welt einstürzt. Durch diese ungewöhnliche Eheszene wird der Leser sofort in den Bann des Romans gezogen und bekommt eine Ahnung, das es sich nicht um eine langweilige Familie handelt.
Im Läufe der Erzählung wird deutlich, das nicht alle Familienmitglieder für sich das Eismachen als Lebensziel sehen, jedoch im Familie betrieb nicht anders können als diesen Beruf zu ergreifen. Der Erzähler selber hat mit der Tradition gebrochen und Studiert, hat mit seiner Entscheidung gegen das Eiscafe jedoch seinen jüngeren Bruder um die Freiheit der freien Berufswahl gebracht und diesen somit gezwungen, den Familienbetrieb weiterzuführen. Das verhältnis der Brüder ist dadurch jahrelang sehr schwierig, bevor eine ungewöhnliche Bitte von Luca an seinen Bruder Giovanni für eine engere Bindung sorgen wird.
Der Autor hat einen sehr angenehmen Schreibstil und charakterisiert seine Figuren sehr gründlich und sympathisch, ohne allzu ausschweifend zu werden. Auch die Handlungssträngen sind logisch aufgebaut und mit seinem ungewöhnlichen Schlusskapitel schafft er es, die Erzählung rund zu machen ohne ein Ende der Familiengeschichte zu erzählen.
Beim Lesen der Geschichte meint man, dem Eismacher Luca bei der Arbeit über die Schulter zu schauen, so schön schildert der Autor das Handwerk, und auch das Cover verführt zum reinschlüpfen in das Buch.
Ein rundum gelungener fiktiver Roman, der ein Denkmal für viele traditionelle Eismacherfamilin sein kann.