Tiefgründige Familiengeschichte

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msl_kl Avatar

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Seit fünf Generationen haben sich die Talaminis der Herstellung von Speiseeis verschrieben. Den Winter verbringen sie in Italien und im Frühjahr geht es nach Rotterdam, wo sie während der Sommermonate ein Eiscafé betreiben. Doch der älteste Sohn der Talaminis, Giovanni, bricht mit der Familientradition und studiert Literatur. Sein kleiner Bruder Luca übernimmt pflichtbewusst den Job des Eismachers von seinem Vater. Bodenständig heiratet er auch gleich Sophia, in die beide Brüder verliebt waren. Doch es läuft nicht alles so, wie es soll und daher kommt Luca mit einer ungewöhnlichen Bitte zu seinem großen Bruder Giovanni.

Aus der Sicht Giovannis beschreibt der Autor, wie es damals war, als die Eismacher noch in die Berge gingen, um Schnee herunter zu holen und Eis zu machen. Er beschreibt aber auch den Werdegang der Familie Talamini und die Enttäuschung von Vater Talamini, als sein Sohn Giovanni die Tradition des Eismachens bricht. Denn Giovanni lernt im Eiscafé den Organisator des World Poetry-Festivals kennen und wird selbst dessen Nachfolger. Dementsprechend reist er in der ganzen Welt herum. Aber er ist immer für seine Familie da, wenn sie ihn brauchen und das hat mir sehr gut gefallen. Es werden viele Themen in dem Buch angerissen, die italienischen Traditionen, das Älter werden, Alzheimer, Kinderlosigkeit, aber auch ein Einblick in die Welt der Dichter und Denker. Manchmal hatte ich Probleme gleich zu erkennen, in welchem Zeitabschnitt sich der Autor gerade befindet, da der Autor zwischendurch Kapitel aus der Gegenwart einstreut. Aber ich fand es total interessant, den Werdegang der Familie mitzuerleben. Der Autor beschreibt mit viel Poesie, was die Protagonisten im Einzelnen fühlten und auch der Druck besser im Eismachen zu sein, als die anderen Eismacher, fand ich sehr gut herausgearbeitet. Luca hat nur seinen Job im Kopf und verbringt seine ganze Zeit und Energie beim Eismachen. Auch die Enttäuschung von Luca wurde gut herausgestellt, dass er nach Giovannis Traditionsbruch gar nicht anders konnte, als seinen Job zu übernehmen, um den Vater nicht zu enttäuschen. Obwohl man bei dem Cover auf eine leichte Sommerlektüre kommen könnte, war es eher ein tiefgründiges Buch, welches man nicht einfach schnell durchliest. Mir hat es sehr gut gefallen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.