Cold Case wird 'brandheiß'

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karschtl Avatar

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Dieses Mal ermittelt das Team um Patrick Hedström einen Cold Case - einen alten ungeklärten Fall von 1974, bei dem eine 5-köpfige Familie auf einer Insel spurlos verschwand. Anlass für die Wiederaufnahme der Ermittlungen ist das Auftauchen der einzigen Überlebenden von damals. Sie und ihr Mann Marten wollen das seit Langem leerstehende Elternhaus wieder auf Vordermann bringen und dadurch auch den Verlust ihres Sohnes, der kürzlich tragisch ums Leben kam, verarbeiten. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft in der alten Heimat werden sie Opfer eines Brandanschlags. Will etwa jemand verhindern, dass alte Geheimnisse aufgedeckt werden?

Eine Spezialität von Laeckberg ist die Nutzung einer 2. Erzählebene, meist durch Rückblenden, die die unterschiedlichsten Formen haben können. Dieses Mal wird damit die Lebensgeschichte von Dagmar erzählt, und irgendwann wird auch die Verbindung zu einer Person in der aktuellen Zeit aufgedeckt, obwohl es nicht wirklich schwierig ist zu erraten, um wen es sich da handeln könnte.

Ebenfalls ein Lieblingsthema von Laeckberg ist die Zeit der Nazis, das in mehreren ihrer Fjällbacka-Krimis vorkommt. Hier wird sogar eine sehr bekannte Person in die Handlung gestrickt: Hermann Göring, der tatsächlich einige Zeit in Schweden lebte. Dass das Nazi-Thema immer noch aktuell ist beweist Laeckberg mit der Figur des John und der Partei "Schwedens Freunde". Ich habe nicht recherchiert, ob es diese Partei und deren Erfolge bei Wahlen in Schweden tatsächlich gibt, aber ich bin sicher es ist nicht alles aus der Luft gegriffen. Es gibt ja genügend andere europäische Länder, in denen rechtsgerichtete Parteien seit einiger Zeit wieder an vorderster Front mitmischen. Jedoch verzichtet die Autorin darauf, diese beiden Handlungsstränge am Ende miteinander zu verbinden, das hatte ich mir irgendwie noch erwartet.

Ein weiteres Motiv, das immer wieder auftaucht ist der Verlust eines Kindes, den bereits mehrere ihrer Charaktere verarbeiten mussten. Anscheinend liegt der Autorin dieses Thema besonders am Herzen, aus welchen Gründen auch immer.

Die Auflösung der Geschehnisse um die Familie Elvander ist überraschend und spannend, wenn ich auch etwas mit der Glaubwürdigkeit hadere. Leider kann ich das hier nicht genau anführen ohne den Überraschungseffekt zu verderben. Auch die 'Taten' von Anna, als ihre Familie übers Wochenende wegfährt, wirken sehr konstruiert. Ist das wirklich ihr Charakter?

Nichtsdestotrotz habe ich das Buch sehr gern gelesen, auch wenn es sich diesmal (aus privaten Gründen) etwas hingezogen hat bis ich fertig war. Vielleicht fehlte mir auch die Spannung in den ersten 3/4 des Buches, erst ganz zum Schluss wird es dann derart spannend, dass man unbedingt weiterlesen muss und keine Pause machen will. Da hat Camilla Laeckberg ihre Fälle schon mal besser aufgebaut, wobei ich hier auf hohem Niveau meckere. Der Schreibstil war wie immer sehr gut zu lesen. Ich mag Camilla Laeckberg und ich mag auch ihre Charaktere aus Fjällbacka und freue mich schon auf die nächste Begegnung mit Patrick und Erika.