Das Böse gedeiht gut in Fjällbacka

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buecherfan.wit Avatar

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“Die Engelmacherin” ist Camilla Läckbergs achter Roman der Serie um den Polizisten Patrik Hedström und die Schriftstellerin Erica Falck. Sie haben inzwischen drei kleine Kinder, und Erica mischt sich noch immer gern in die Ermittlungen ihres Mannes ein, um Material für ihre Bücher zu erhalten.

Im vorliegenden Roman geht es vor allem um Ebba und Marten Stark, ein Paar Mitte dreißig, das nach dem Tod ihres Sohnes Vincent in Ebbas Elternhaus, das ehemalige Ferienheim auf der Insel Valö zurückkehrt. Als dieses Haus noch ein Internat war, verschwand Ostern 1974 die gesamte Familie des Internatsleiters Rune Elvander bis auf das Kleinkind Ebba, das von einer Pflegefamilie aufgenommen und später adoptiert wurde. Ebba und Marten Stark sind schwer gezeichnet vom Verlust ihres Kindes und wollen auf Valö einen neuen Anfang machen. Sie haben mit den Renovierungsarbeiten an dem heruntergekommenen Haus begonnen, als ein rätselhafter Brandanschlag auf sie verübt wird. Wenig später wird auf Ebba geschossen. Die mysteriösen Ereignisse sind für die Polizei von Tanum der Anlass, den ungeklärten alten Fall wieder aufzurollen und das Alibi der fünf Internatsschüler, die damals über Ostern auf der Insel geblieben waren, erneut zu prüfen.

Der sehr breit angelegte Roman hat drei Zeitebenen, denn neben der Erzählgegenwart und dem Jahr 1974 spielen auch das Jahr 1908 und die Zeit bis etwa 1950 eine wichtige Rolle, als Helga Svensson wegen Mordes an acht Pflegekindern angeklagt und später zusammen mit ihrem Mann hingerichtet wird. Dagmar, die achtjährige leibliche Tochter der Svenssons, wächst in Pflegefamilien auf und hat als Tochter der Engelmacherin ein schweres Leben. Die Autorin verknüpft die drei Handlungsstränge kunstvoll und erleichtert dem Leser das Verständnis durch Kursivdruck für die Handlungselemente in der Vergangenheit, die Lebensgeschichte der Dagmar Svensson und die Ereignisse im Internat. Der Leser muss viel Geduld aufbringen, bis er erfährt, wie alles zusammenhängt. Es handelt sich um eine fünf Generationen umspannende Familiengeschichte.

Läckbergs Romane bauen aufeinander auf, sind aber dennoch auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich, weil sie in sich abgeschlossene Geschichten erzählen. Die wichtigsten Charaktere - Erica und Patrik, Ericas Schwester Anna, Patriks Mutter Kristina, Dan, Ericas Jugendfreund und Partner von Anna, der Polizist Gösta, Patriks und Göstas Chef Bertil Mellberg - sind dem Leser ans Herz gewachsen und tauchen immer wieder auf. Auch sie entwickeln sich weiter, wechseln die Partner, erleben Krisen und schwere Unfälle.  Auffällig sind auch thematische Verbindungen - neben der Tatsache, dass der malerische kleine Ort Fjällbacka immer wieder zum Schauplatz von Verbrechen wird. Wie in “Die Töchter der Kälte” gibt es auch im neuen Roman sehr schlechte, abgrundtief  böse Mütter, die ihre Töchter vernachlässigen und misshandeln und so die Voraussetzungen schaffen für beschädigte Persönlichkeiten, die selbst schlimme Taten begehen werden.

“Die Engelmacherin” ist ein interessanter Roman mit einigen Längen, der durch seine kunstvolle Komposition und die sorgfältige Charakterisierung seiner Figuren überzeugt. Mit kleinen Abstrichen empfehlenswert.