Eigentlich sind's zwei "Engelmacherinnen"!

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philipp.elph Avatar

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Ostersonnabend 1974 auf der kleinen Insel Valö vor Fjällbacka: Die Familie des Schulleiters verschwindet spurlos aus dem Internat. Als einzige bleibt die einjährige Tochter Ebba zurück. 35 Jahre später kehrt Ebba mit ihrem Mann in das Haus zurück, das sie nach dem Vorfall nie wieder betreten hatte. Sie will Abstand bekommen zu dem tragischen Tod ihres kleinen Sohns und ein neues Leben anfangen. Das beginnt wenige Tage nach dem Eintreffen auf Valö mit einem Mordanschlag auf Ebba.

Patrick Hellström nimmt die Ermittlungen auf Valö auf und, wie üblich bei seinen Fällen, mischt sich seine Frau, die Schriftstellerin Erica Falck, in die Arbeit ihres Mannes ein, recherchiert auf eigene Faust. Erica vermutet, dass die jüngsten Ereignisse in dem ehemaligen Internat mit dem Verschwinden der Familie zu Ostern ’74 in Zusammenhang stehen, verleitet sogar ihre Schwester Anna, sich an der Klärung zu beteiligen und setzt Anna dadurch großer Gefahr aus.

Von unterschiedlichen Positionen gehen Erica und Patrik der Frage nach, welche Rolle die fünf Internatsschüler spielten, die damals zu Ostern auf Valö waren. Vieles – eigentlich alles – blieb damals ungeklärt. Zufälle und die Erinnerungen eines Polizisten, der damals schon bei den Ermittlungen dabei war, helfen, Licht in die Vergangenheit zu bringen. Und die ist auch verknüpft mit der Geschichte der Frau des Internatsleiters.

Und so werden alte Spuren sichtbar, von der Pflegemutter, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Pflegekinder getötet hat und dafür geköpft wurde. Sie ging als die Engelmacherin in die Geschichte ein. Aber auch Ebba ist eine Engelmacherin, wenn auch eine ganz andere: Sie fertigt Anhänger in Form kleiner Engel an für Eltern, die ihre Kinder verloren haben.

So führt ein Handlungsstrang von Engelmacherin zu Engelmacherin. Ein anderer berichtet von den fünf ehemaligen Internatsschülern, heute Gewinner und Verlierer in der schwedischen Gesellschaft und Politik, auf der Suche nach Wahrheit die einen, bereit zu verdrängen die anderen. Und mittendrin Erica und Patrik, die letztlich den Lebensweg Ebbas und den ihrer „Familie“ aufzeigen können.

Camilla Läckberg schreibt über das Schicksal einer jungen Frau, die nicht weiß, woher sie kommt. Und das in einem Umfeld mit Nazibezügen – eine Randfigur ist Hermann Göring – bis in das heutige Schweden mit den Freunden Schwedens als nationalistische Gruppierung.

Ein interessantes Beiwerk, das die Autorin geschickt in den Plot einbindet, der ansonsten wiederum viel Familäres des Hedström-Falck- Ehepaares einschließlich Ericas garstiger aber hilfsbereiten Schwiegermutter und der immer noch psychisch angeschlagenen Anna erzählt. Gut, dass dem Kriminalroman ein Personenverzeichnis der Familie und der Polizeistation Tanum vorangestellt wurde, sonst wäre es schwierig für Neueinsteiger in die Falck-Hedström-Reihe einzusteigen. Die Engelmacherin ist bereits der 8. Fall des Paares. Wie so oft bei Camilla Läckberg: Mysteriöses, aus dunkler Vergangenheit Hervorkommendes, verknüpft mit aktuellem Schicksal und Verbrechen.