Achtung kein Einzelband - Auftakt einer Serie

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waterlilly Avatar

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Auf meiner Liste mit Orten, die ich besuchen möchte, steht Kew Gardens ziemlich weit oben. Deswegen war mir klar, dass ich „Die englische Gärtnerin“ lesen muss, kaum dass ich es in der Vorschau gesehen hatte.
Martina Sahler hat ihre neue Reihe auf drei Bücher à 400 Seiten angelegt. Dies gibt ihr reichlich Raum um ihre Geschichte zu entfalten. Den Anfang empfand ich als etwas zäh. Die Autorin nimmt sich hier wirklich viel Zeit um die Charaktere ausgiebig vorzustellen. Es hat eine Weile gedauert, bis mich die Handlung richtig gefesselt hat, aber auf einmal war ich mittendrin. Martina Sahler hat einen angenehmen Schreibstil und Charlotte ist eine spannende Protagonistin. Sie ist sehr selbständig und ihrer Zeit weit voraus. Sie träumt von Expeditionen in ferne Kontinente. Ein Leben als Heimchen am Herd kann sie sich nicht vorstellen.

Ein großer Kritikpunkt ist für mich, dass der Klappentext viel zu viel verrät. Zusammengefasst auf wenige Zeilen steht dort fast der komplette Inhalt des Buches. Denn auf den ersten 300 Seiten passiert tatsächlich nur das. Ich weiß nicht, was der Ullstein Verlag sich dabei gedacht hat, dem Leser jegliche Überraschung zu nehmen. Zum Beispiel hätte ich es besser gefunden, wenn ich nicht von vornherein gewusst hätte, dass Charlotte ihre Reise in die Mandschurei und nach Australien absagen muss.
Dennoch fand ich besonders diesen Teil der Geschichte als tragischen Höhepunkt. Charlotte hatte ich mittlerweile ins Herz geschlossen und ihre Vorfreude war ansteckend. Außerdem hätte ich wahnsinnig gerne über die Expedition gelesen. So konnte ich mit Charlotte gemeinsam traurig sein, dass das Abenteuer ins Wasser fiel.
Stattdessen geht sie eine Vernunftehe mit dem wohlhabenden Victor ein. Victor ist kein schlechter Mensch. Er meint es nicht böse, wenn er seine junge Frau bevormundet. Er ist ein Mann seiner Zeit und Charlottes Einstellungen sind zu modern für ihn. Es ist von Anfang an klar, dass diese Ehe zum Scheitern verurteilt ist.
Trotzdem hat die Beziehung der beiden durchaus seine romantischen Momente und wenn Victor Charlotte zur Verlobung ein Haus mit einem großen Garten schenkt, dann kommt man fast ein wenig ins Schwärmen für den Fabrikbesitzer.
Generell hat der Roman die Sehnsucht nach Frühling in mir erweckt, wenn es endlich wieder Zeit wird zu gärtnern und sich mit Blumen zu beschäftigen.

Das Buch endet rund und fast schon poetisch mit Charlotte, die über ihr zukünftiges Leben nachdenkt. Gleichzeitig hört es aber auch mittendrin auf und lässt mich hungrig nach Band 2 zurück, der zum Glück schon im März veröffentlicht wird.