Eine schwere Entscheidung

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bücherkarin Avatar

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Charlotte hat mit 25 einen glänzenden Universitätsabschluß in Botanik und ist damit eine der wenigen Wissenschaftlerinnen in London 1920. Die ihr angebotene Assistentenstellung schlägt sie aber aus. Ihr Herz schlägt für Kew Gardens, dem königlich Botanischen Garten mit seiner Sammlung von Pflanzen aus der ganzen Welt. Ihr Traum: an Expeditionen teilnehmen, Feldforschung betreiben, möglichst mit ihrem Freund Dennis. Sie liebt Pflanzen über alles und hat schon ihren Großvater bei seinen Forschungen auf den englischen Inseln begleitet. Der Name des Großvaters verhilft ihr auch zu einer befristeten Anstellung in Kew Gardens, denn Botanikerinnen werden dort nicht mehr eingestellt, seit die Männer wieder aus dem Krieg zurück sind. Es ist eine schlecht bezahlte Stelle, aber sie hat die Unterstützung ihrer sehr liberalen Familie, sie arbeitet mit sehr viel Liebe und Engagement und bekommt so sogar die einmalige Möglichkeit, an einer Expedition teilzunehmen. Doch das Glück und die Freude darüber sind ihr nur kurz vergönnt. Ihr Bruder Robert, der nach Abschluß seines Medizinstudiums die Praxis des verstorbenen Vaters übernehmen soll und damit wesentlich zum Unterhalt der Familie beitragen würde, erleidet eine Schußverletzung, ist danach querschnittsgelähmt und verfällt zusehends in Depression.
Schweren Herzens entscheidet sich Charlotte gegen die Expedition, sie kann ihre Familie jetzt nicht allein lassen. Sie nimmt den Heiratsantrag des Papierfabrikanten Victor Bromberg an, denn er bietet ihr und ihrer Familie ein Heim und jede finanzielle Unterstützung an. Allerdings ist es nicht nur befremdlich für ihn, dass Charlotte ihre Arbeit auf keinen Fall aufgeben will auch das Zusammenleben dieser so unterschiedlichen Menschen birgt großes Konfliktpotential.
Mit sehr viel Liebe ist Kew Gardens und die Pflanzen beschrieben, man spürt, die Autorin muß auch ein großer Pflanzenliebhaber sein. Auch die einzelnen Personen sind gut charakterisiert, allerdings vermisse ich eine größere Tiefe. Charlotte entscheidet sich für mein Empfinden viel zu schnell, man erfährt wenig über innere Kämpfe, zumal ihr ihre Familie durchaus zu der Expedition rät ("wir kommen schon irgendwie zurecht") Auch ihre Beziehungen zu den beiden Männern laufen irgendwie zu glatt. Vielleicht soll auch für den Leser die Harmonie der Pflanzenwelt im Vordergrund stehen.