Wasch mich, aber mach mich nicht nass

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Band I einer neuen Trilogie rund um eine junge Engländerin. Wie trifft man im Leben die richtigen Entscheidungen? London 1920. Die junge Charlotte träumt davon, nach ihrem glänzenden Bachelor-Abschluss als Botanikerin als eine der ersten Frauen auf botanische Forschungsreisen zu gehen. Mit viel Hartnäckigkeit und der Unterstützung ihrer liberal denkenden Familie gelingt es ihr, einen Job in den bekannten Royal Kew-Gardens zu bekommen, einem Ort in dem exotische Pflanzen gesammelt, gezüchtet und katalogisiert werden. Heimlich träumt sie auch von einer Beziehung mit ihrem schüchternen Kollegen Dennis. Gerade als Charlotte die Möglichkeit geboten wird, gemeinsam mit Dennis an einer wissenschaftlichen Expedition teilzunehmen, passiert ein schreckliches Unglück und Charlottes Bruder landet im Rollstuhl. Auf Charlotte lastet mit einem Schlag nun die Verantwortung für die kranke Mutter, den depressiven Bruder und die minderjährige Schwester – und der Heiratsantrag des altmodischen, aber vermögenden Industriellen Victor kommt zwar überraschend, scheint aber die Lösung aller Probleme zu sein….

Die Handlung an sich ist unterhaltsam, lässt den Leser aber zwiegespalten zurück. Charlottes Verbindung mit Victor ist eine Zweckehe, die vermutlich an den unterschiedlichen Vorstellungen der Partner scheitern wird. Victor ist in seiner Denkweise ein Kind seiner Zeit. Frauen gehören für ihn ins Haus und an den Herd. Mit seinen Einstellungen sammelt er bei Lesern des 21. Jahrhundert sicher keine Sympathiepunkte, allerdings macht er aus seinen Ansichten keinen Hehl, Charlotte kauft keine Katze im Satz. Das macht es auch so schwer, für ihre Seite mehr Sympathien aufzubringen. Obwohl ihre Entscheidungen durchaus nachvollziehbar sind, ist diese Ehe letztlich ein Tauschgeschäft, das ihrer gesamten Familie finanzielle Sicherheit garantiert. Die übrigen Figuren sind durchwegs sympathisch und bieten Potential für weitere Bände. Irritierend fand ich persönlich, dass die gesamte beschriebene Zeit sehr kurz ist und nicht einmal ein Jahr umfasst. Dafür hat mir die Beschreibung der Royal Gardens, über die ich bis dato nichts wusste, sehr gut gefallen. Daher vergebe ich 4 blaue Astern – dieses Buch reißt niemandem vom Hocker, ist aber gute Unterhaltung für einen verregneten Nachmittag oder eine längere Zugfahrt.