Die Suche

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
filzblume Avatar

Von

Der neue Roman von Bernhard Schlink „ Die Enkelin“ erzählt die Geschichte einer Liebe, von Geheimnissen, Sehnsüchten und der Suche.
Die Protagonisten Kaspar und Birgit Wettner führen eine lange Ehe, ohne eigene Kinder. Kaspar, ein Buchhändler mit eigenem Buchladen in der Metropole Berlin kümmert sich um Birgit, die Trinkerin.
Die „Auswüchse“ des Trinkens- wie umgefallenes und kaputtes Geschirr, ihr Erbrochens - er räumt es auf, nachdem er seine Frau ins Bett trägt.
Von einem Hocker aus betrachtet er sie.

„Das faltige Gesicht, die welke Haut, die Harre in den Nasenlöchern, die Spucke in den Mundwinkeln, die aufgesprungenen Lippen.“
„Aber nie ließ er den Moment auf dem Hocker aus“ Er sah sie an und sah im unverwüsteten Gesicht das unversehrte, das Gesicht der guten Tage, das bei verschiedenen Stimmungen so verschieden aussehen konnte, das es ihm manchmal verwirrte, das aber immer, selbst wenn verschlafen, erschöpft oder schlechtgelaunt, voller Leben war.“ ( Seite 8)
„ Wenn er vom Hocker aufstand, war er nicht versöhnt“ „Aber er war ruhig“( Seite 9)

Eines Abends findet er sie im Badezimmer. Diese ersten Seiten lassen den Leser melancholisch werden. Doch die Geschichte nimmt an Fahrt auf und führt den Leser in die Vergangenheit der beiden. Diese Rückblicke sind stilistisch sehr gelungen.

Kaspar, der nun ohne seine Frau und die Verantwortung, die er für die hatte, in seinem Alltag weiterlebt, muss, nachdem er vom Verlagsleiter des Badischen Verlags einen Anruf erhielt, und gebeten wird, ein Manuskript seiner Frau Birgit zu schicken.
Kaspar wusste nicht, das seine Frau ein Manuskript besaß. Er sucht in den Unterlagen im Schreibtisch seiner verstorbenen Frau und findet unterschiedliche Recherchen, die Birgit angelegt hatte. Er stößt auf die gemeinsame Vergangenheit, ihr Kennenlernen als Studenten, einer in Ost, der andere aus West, beim Pfingsttreffen der DDR, in Ostberlin.
Die Vergangenheit, auf die Kaspar stößt wird aus der Perspektive von Birgit erzählt - der Wechsel zwischen beiden Erzählern machen die Handlung lebendig und geben dem Leser Einblick in das Leben und die Gefühlswelt.
Kaspar erfährt von Birgits Suche nach einer Tochter, die zurückblieb.
Er macht sich auf die Suche nach einer etwaigen Enkelin. Er setzt das fort, was Birgit nie geschafft hat, er erfährt viel über sich, über Birgit, und über die völkische Gemeinschaft, auf die er trifft.
Das Buch hat Tiefgang, alle Charaktere sind gut gezeichnet. Die Handlung ist schlüssig und der Schreibstil des Autors gefiel mir sehr gut.
Klare Leseempfehlung.