Ein sehr imponierender Text

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klautschi Avatar

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Da verbringt Kaspar sein gesamtes Leben mit Birgit. Als sie plötzlich verstirbt und er ihren Nachlass sichtet, muss er feststellen, dass seine Frau ihr Leben lang ein Geheimnis mit sich herumtrug. Bevor Birgit aus der DDR zu ihm nach Westdeutschland flüchtete, war es passiert. Heute fragt sich Kaspar, wie er damit umgegangen wäre, hätte er davon gewusst. Ihr ganzes Leben schleppt Birgit dieses Etwas mit sich herum, versucht es auf unterschiedliche Weise zu verdrängen und zu kompensieren. Am besten gelingt es ihr mit Alkohol.

Kaspar versucht das zu Ende zu bringen, was Birgit nicht einmal im Ansatz gewagt hat zu beginnen, weil sie sich ihrer Entscheidung, die sie in jungen Jahren getroffen hatte, nicht zu stellen traute.

Die Geschichte handelt von Ost- und Westdeutschland, von Liebe und Tod, Rechtsextremismus in den Bundesländern der ehemaligen DDR, von Frauen- und Männerrollen, vom Kämpfen für eine Sache, von der Liebe zu Musik und Literatur.

Es ist auch die Geschichte vom Suchen und Finden, von einem Großvater und einer Enkelin, von Generationen, vom Bereuen gewisser Entscheidungen, die man im Leben getroffen hat, die sehr prägend für den weiteren Lebensverlauf waren und sind.

Gut geschildert wird in dem Roman, warum sich Menschen in Deutschland, hier besonders Menschen aus der ehemaligen DDR, den „Völkischen“ bzw den Rechten anschließen. Mit welchen Argumenten sie dies tun, welches Weltbild sie haben, wie sie ihr Leben und Handeln danach ausrichten und dem entsprechend ihre Kinder erziehen.

Das Buch ist eine große Bereicherung für mich gewesen, führt es doch wichtige Themen vor Augen und wie man ihnen aufgeschlossen begegnen kann. Wie geht man mit Geschichtsleugnung, Fremdenhass und Nationalismus um? Bernhard Schlink ist mit diesem Text Großartiges gelungen.