Ganz große Erzählkunst

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tatjanazuboff Avatar

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Mit seinem neuen Roman „Die Enkelin“ legt der bekannte Erzähler Bernhard Schlink einen überaus spannenden Roman vor, der einen bis zur letzten Seite in Atem hält.

Es ist die Geschichte von Kaspar, der nach dem tragischen Tod seiner Frau von deren Tochter erfährt und sich auf die Suche nach ihr begibt und nicht nur ihr, sondern auch deren Tochter, seiner Stiefenkelin begegnet. Mehr sei von der äußeren Handlung nicht verraten.

Es ist eine Erzählung von Liebe zwischen Ost und West, Flucht, Verrat, Geheimnissen, Zerrissenheit.

Zwei fremde Welten prallen aufeinander, Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht beseitigen

Wie viel kann man von einer gänzlich anderen Welt verstehen? Ist es möglich, einen Menschen von seiner Seite zu überzeugen? Hat man das Recht, seine eigenen Überzeugungen Anderen aufzudrängen, hat man das Recht seine Liebe anderen Menschen aufzudrängen? Wie viel Verständnis kann man aufbringen, muss man aufbringen, wenn andere auf dem falschen Weg zu sein scheinen, der für sie aber die Rettung vor noch Schlimmeren bedeutet hat?

Schlink beleuchtet in seinem Roman auch eindrucksvoll den Spalt zwischen zwischen den politisch rechten und linken Standpunkten.

Überaus berührend und lebendig beschreibt der Autor die Personen der Geschichte, bietet uns keine Lösungen an, es erwartet uns kein großes Finale mit Happy End, sondern Schlink überlässt den Leser mit einem stillen und hoffnungsvollen Ende seinen eigenen Gedanken.

Wie kein Anderer versteht Bernhard Schlink eine Geschichte zu erzählen, die so spannend ist, wie ein Kriminalroman (und mit Kriminalromanen hat er seine Laufbahn als Schriftsteller ja auch begonnen ) und gleichzeitig nimmt er uns auf eine Reise voller innerer Konflikte, tiefer menschlicher Krisen, unvereinbarer innerer und äußerer Gegensätze. Die Spalte gehen durch die Gesellschaft, Familien und die eigene Seele.

Man legt das Buch aus der Hand und kann nicht aufhören, an die Protagonisten zu denken - das Buch arbeitet innerlich durchaus weiter.