Manches Mal wird man vom Leben überrannt

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sikal Avatar

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Kaspar liebt seine Frau Birgit noch immer, auch wenn diese mit der jungen Frau, der er zur Flucht aus der DDR verholfen hat, nicht mehr viel gemeinsam hat. Zu sehr ist sie dem Alkohol zugeneigt und so manches Mal erwartet ihn eine böse Überraschung, wenn er von seiner Buchhandlung nach Hause kommt. Als er Birgit eines Tages tot auffindet, fällt er in ein tiefes Loch aus dem er nur langsam wieder hervorkommt.

So nach und nach beginnt Kaspar in der Schreibstube seiner Frau ihre Unterlagen zu sichten und stößt dabei auf ein Geheimnis, welches Birgit Zeit ihres Lebens nie mit ihm teilen konnte. Doch Kaspar steckt nun nicht den Kopf in den Sand sondern möchte diesen Teil von Birgits Leben kennenlernen, welches sie nie geschafft hatte, ihm zu erzählen. Und so trifft er auf Freunde und Weggefährten, aber auch auf völkische Siedler in einem Dorf. Doch er trifft auch auf ein wunderbares junges Mädchen, das ihn ihm den Großvater sieht – und für welches Kaspar auch einer sein möchte. Nur ganz langsam schafft es Kaspar, die Enkelin von der Musik des Lebens zu überzeugen.

Bernhard Schlink hat hier zwei wichtige Themen in den Fokus gestellt. Einerseits die Beziehung zweier Staaten, die plötzlich Gemeinsamkeiten haben sollen, die es in der Form gar nicht geben kann. Andererseits zeigt er auf was Schweigen und Vertrauen in einer Partnerschaft bedeuten.

Schlink hat mit Kaspar eine großartige Figur geschaffen. Man spürt förmlich wie unangenehm ihm die Begegnung mit manchen Menschen ist und doch behält er die Ruhe und zeigt sich mit immenser Geduld dem Mädchen gegenüber. Nur ganz kleine Schritte nähert er sich, immer mit Wertschätzung und Respekt. Mit ruhiger Hand führt der Autor seinen Protagonisten durch die Seiten und lässt uns dabei ein Stückchen weit teilhaben.

Der Roman wirkt wie ein Sog, man kann sich nicht mehr losreißen und hofft oder bangt mit Kaspar während die eigenen Gedanken weiterspinnen und auch nach dem Zuschlagen des Buches nicht mehr zu stoppen sind.

Ich habe hier zwar das Buch am Reader gelesen, aber ich werde mir auch noch die Printausgabe zulegen, denn dieses starke Buch möchte ich unbedingt in den Händen halten. Volle Leseempfehlung und 5 Sterne.