Sehr nachdenklich machend!

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jule1 Avatar

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Die Enkelin von Bernhard Schlink ist ein ungeheuer lesenswertes Buch. Genau wie viele seiner anderen großartigen Bücher.
In “Die Enkelin” beschreibt er auf sehr vielschichtige Weise und in unterschiedlichen Handlungssträngen die Suche Kaspars nach seiner Enkelin, Stiefenkelin. Erst nach dem Tod seiner Frau Birgit erfährt er von deren unehelicher Tochter, die sie gleich nach der Geburt weggegeben hat. Dies alles geschah noch in der ehemaligen DDR und vor der Flucht Birgits zu Kaspar nach Westberlin. Kaspar und Birgit heiraten und nie erzählt sie ihm von diesem Kind. Das lässt schon viele Diskussionen zu, wieso verschweigt sie es, ist sie sich seiner Liebe nicht sicher, hätten sie das Kind zu sich holen können. Und so geht es durch den ganzen Roman hindurch, er zieht in den Bann, lässt den Leser nicht los und gibt Anstoß zu so vielen interessanten Gesprächen. In wieweit kann ich einen jungen Menschen beeinflussen, wenn er so sehr auf die rechte Szene gezogen wird. Wo beginnen die Lügen, wo hören sie auf. Mich hat der Text an manchen Stellen so wütend gemacht, als es um die Verleugnung des Holocausts geht. Bernhard Schlink versteht es wieder einmal großartig zum Denken anzuregen, zu seiner eigenen Meinung zu stehen, gerade in Zeiten wie diesen, in denen so viel über Fake News berichtet wird und in denen es eine dunkle Seite der Information im Internet gibt, die so viel angstmachende Macht entwickelt und der leichtgläubige und unsichere Menschen schnell anheim fallen können.
Ein unbedingt lesenswerter Roman, für mich auch eine Oberstufenlektüre.