Unsere Vergangenheit ist etwas, das immer bei uns ist

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Erst nach dem Tod seiner Frau Birgit erfährt der Buchhändler Kaspar, was in all den Jahren ihrer gemeinsamen Ehe zwischen ihnen stand. Birgit hütete von Anfang an ein Geheimnis, das sie nach ihrer Flucht hinter sich lassen wollte, wie sie auch den Osten hinter sich ließ. Kaspar möchte Birgits Vergangenheit aufarbeiten, möchte sich ihren früheren Problemen stellen. Seine Suche endet in einer völkischen Gemeinschaft, wo er ein junges Mädchen trifft - seine Enkelin. Es entsteht ein Konflikt zwischen zwei Welten, zwischen Ost und West und bringt den politischen Konflikt auf eine persönliche Ebene.

Das für den Diogenes Verlag typische schlichte Cover lässt auch in Kombination mit dem Titel nicht auf den Inhalt schließen und auch der erste Teil der Geschichte erweckt den Eindruck, als folge etwas anderes.

Schlink verpackt seinen Roman in einen nüchternen Schreibstil, der dennoch viele Emotionen erkennen und mitfühlen lässt. Er ergänzt damit perfekt den Hauptcharakter Kaspar mit seiner nachdenklichen und zurückhaltenden Art.

Der Konflikt ist offensichtlich, der bürgerlich-demokratische Kaspar gegen die völkischen Werte seiner Enkelin, trotzdem sind die Konsequenzen nicht so berechenbar, wie es scheint und das Ende birgt Ernüchterung anstatt Erleichterung.

Insgesamt ein gelungener Roman mit sentimentalem Beginn, worauf eine kleine Spannungskurve folgt, die bis zum Ende aufrechterhalten werden kann. Der "schlinkische" Schreibstil ist bestimmt nichts für jede*n, trotzdem ist das Buch empfehlenswert, besonders der interessanten Ost-West-Geschichte wegen. Dabei ist es gar nicht schwerfällig, sondern leicht und kurzweilig zu lesen.